Amateur-Fotografie. Vom Bauhaus zu Instagram
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 03.10.2019 – 12.01.2020
von Rosa Windt
Die Ausstellung „Amateurfotografie. Vom Bauhaus zu Instagram“ erscheint weniger wie eine herkömmliche Präsentation verschiedener Exponate als vielmehr wie ein Archiv, wie ein Arbeits- und Forschungsraum. An großen Tischen, in Regalen, in Alben, an Stellwänden oder in Kartei- und Schaukästen können alltägliche fotografische Sujets sowie auch einige Tagebuchauszüge und Objekte der letzten 100 Jahre nachvoll zogen und in vielfältigste Sinn- und Assoziationszusammenhänge gestellt werden. Unterteilt in die drei Kapitel „Wider alle Regeln“, „Lebenswirklichkeit“ und „Gesellschaft verändern“ spannt die Ausstellung einen Bogen von den Anfängen der sogenannten Amateurfotografie um 1910 bis in die Gegenwart und untersucht dabei sowohl künstlerische als auch politische und demokratische Aspekte. Bilder von Katzenbabys, von Outfits, Selfies, Essen, Freunden und Hobbies ebenso wie Dokumentationen politischer Aktionen können in teils nahezu identischen Bildvarianten über die verschiedenen Jahrzehnte hinweg wiedergefunden werden. Eine Fotografie von Alice Hirsekorn aus dem Jahr 1927 scheint so etwa auf ähnliche Weise wie Hannah Sahlings „Handybilder“, 2015–2019 Zusammengehörigkeit, Intimität und einen gewissen hedonistischen Lebensstil zu verkörpern.
Beide Fotografien fokussieren jeweils die Köpfe und Oberkörper einer kleinen Personengruppe die in körperlicher Nähe wie auch in ähnlichen Gesichtsausdrücken Verbundenheit ausdrücken und gegenüber dem Rezipienten das Gefühl eines intimen Einblicks, etwa nach einer ausschweifenden Partynacht, vermitteln. Die Fotografie „Makkaroni“, 1927 von Irene Bayer-Hecht, ebenso wie das Bild einer kleinen Katze in den Händen eines Mannes „Clemens Rösler und Luscat“, 1928 von T. Lux Feininger ähneln hinsichtlich Bildausschnitt und Dynamik äquivalenten Motiven in den Sozialen Netzwerken…