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KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus · von Ronald Berg · S. 311 - 314
KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus ,

Original Bauhaus

Die Jubiläumsausstellung des Bauhaus-Archivs / Museum für Gestaltung
Berlinische Galerie 06.09.2019 – 27.01.2020

von Ronald Berg

Gleich sieben der von Marianne Brandt an der Metallwerkstatt des Bauhauses hergestellten Tee-Extraktkännchen sind in der „Jubiläumsausstellung“ zum 100. Geburtstag des Bauhauses zu sehen. Man muss schon sehr genau hinschauen, um bei diesen halbkugelförmigen Objekten Unterschiede zu erkennen. Am auffälligsten variieren sie in der Farbe. Kein Wunder, die Kännchen sind aus verschiedenen Materialien hergestellt – Bronze, Silber oder einer kupferhaltigen Messinglegierung – und zwar per Hand zwischen 1924 und 1927. Das ist insofern verwunderlich, weil Brandt ihren Entwurf eigentlich dezidiert als Vorlage für die industrielle Produktion gedacht hatte. Eine Serienfertigung kam allerdings nicht zustande. Und so steht der Besucher vor dem Paradox, dass er ein vermeintliches Industrieprodukt als Inbegriff der Bauhaus-Idee vor sich sieht, das nur als handgemachtes Original existiert.

Marianne Brandts Tee-Extraktkännchen ist eines der 14 exemplarischen Objekte, die Kuratorin Nina Wiedemeyer für ihre Jubiläumsschau ausgesucht hat. Die Objekte und die dazugehörigen Fallgeschichten stehen stellvertretend für die 14 Jahre der Bauhaus-Existenz zwischen 1919 und 1933. Vor allem aber sollen sie das zentrale Thema der Schau veranschaulichen: Es geht um die Frage nach dem Original im Allgemeinen und beim Bauhaus im Besonderen. „Prototyp, Unikat, Serie, Kopie, Remix, Wiederaufführung, Anleitung“ nennt Nina Wiedemeyer als Begriffsfeld, welches zugleich die Schwierigkeiten mit dem Thema beschreibt. Zur Klärung des Original-Begriffs kommt es in der Ausstellung allerdings nicht. Offenbar soll eher die Vielfältigkeit der Arbeit am Bauhaus beschworen werden.

Dass man die Legenden zum Bauhaus als Speerspitze der Moderne hier einmal mehr…

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