KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus
Die große Marketing-Kampagne – Das Bauhaus-Jubiläum im Resümee
von Ronald Berg
Mode und Ideologie
Das Motto des Bauhaus-Jubiläumsjahres „Die Welt neu denken“ wurde nicht eingelöst. Das Dauerprogramm an 365 Tagen zum 100. Geburtstag hat das Bauhaus abgefeiert und es nicht neu bewertet. Denn dann hätten die Inhalte im bunten Veranstaltungsreigen des Bauhaus-Jubiläums1 kritischer ausfallen müssen. Die Bewertung des Bauhauses fiel aber vom Grunde her bei allen Veranstaltungen immer und überall positiv aus. Neu war daran vielleicht nur, dass die Jubelarie einige neue Töne aufnahm, die man bisher in diesem Zusammenhang noch nicht kannte. Etwa: Das Bauhaus als kosmopolitische Einrichtung, wie es die Ausstellung „bauhaus imaginista“2 behauptete. ‚Ja, was war das Bauhaus eigentlich nicht?‘, möchte man fragen. Jetzt ist es also genau das, was man sich gerade wünscht, was ankommt, was ‚gut und richtig‘ ist. Und wenn es in der nächsten Saison eine andere intellektuelle Mode gibt, dann wird es sicher Leute geben, die genau das Passende auch beim Bauhaus entdecken werden. Natürlich wurde konstatiert, „bauhaus imaginista“ sei mit „mehr als 32.000 Besucher*innen“ erfolgreich gewesen.3 Tatsächlich scheint das Interesse des Publikums für das Bauhaus im Jubiläumsjahr so groß gewesen zu sein wie nie.4 Die modischen Ideologien, die bei „bauhaus imaginista“ mit Berufung auf das Bauhaus formuliert und inszeniert wurden (und weiterhin durch die Goethe-Institute international präsentiert werden) zeigten aber vor allem, dass das Jubiläumsprogramm keine Scheu hatte, das Bauhaus zu instrumentalisieren.
Dass das großangelegte Bauhaus-Jubiläum politisch gewollt war und mit 17 Millionen Projektgeldern reichlich alimentiert wurde, hatte seine Gründe. Ein fast…