Heinz Schütz
ArgusAuge
Königsplatz, München
13.9. -10.10.1991
Bereits seit Juni dieses Jahres plätschert das “Isarprojekt 1991: Fotografie” dahin. Mit dem Symposium “Krieg und Fotografie” – die gleichnamige Ausstellung fand bereits im September statt – wird es im November vorläufig versiegen. Ehrgeizige biennale Nachfolgeprojekte sind geplant. Als Teil des Isarprojekts fungiert “ArgusAuge”. Als einer von mehreren Tropfen gleichsam, die die Isar zum Schwellen bringen sollen, verzichtet es selbst wohltuend auf das Tröpfchenprinzip, das sein Vorläufer noch praktizierte. Nach dem Motto “Ein Kunstwerk hier, eines dort, ein Termin heute, einer morgen” uferte “Fotografie als Kunst im öffentlichen Raum” aus und gewann nur schwer Profil. Im Gegensatz hierzu ist die Vorgabe von “ArgusAuge” stringent. Es konzentriert sich auf einen der städtebaulich bedeutendsten und historisch am meisten belasteten Plätze Münchens: den Königsplatz.
Der von klassizistischen Architekturen, das heißt von Glyptothek, Kunstausstellungsgebäude (heute: Antikensammlung) und Propyläen, gesäumte Platz wurde von Klenze im Auftrag Ludwigs I. entworfen. Spätestens mit dem Bau der Propyläen setzt die bis in die Gegenwart wirkende Verknüpfung von zeitlos idealischer Antikenverehrung und geschichtsverhafteter Politik ein. “Nach dem Willen des Bauherrn sollten die Propyläen das Denkmal der Verbindung Bayerns mit Hellas sein. 1832 war Ludwigs Sohn Otto König des aus türkischem Joch befreiten Griechenland geworden. Dieser Thematik sind die Skulpturen der beiden Giebel und die Reliefs der Türme gewidmet” (Norbert Lieb). Im Laufe der Geschichte diente der Platz immer wieder als Versammlungs-, Aufmarsch- und Festplatz. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er zur “Weihestätte” umfunktioniert. Den eher heiteren Ludovicianischen Klassizismus ins Martialische kehrend, wurde die Rasenfläche durch…