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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 360 - 360
Ausstellungen: London , 2003

EDGAR SCHMITZ
Becks Futures 2003

ICA, London, 5.4. – 18.5.2003

Auch wenn Francis Upritchards Miniaturmumie im aufgerissenen Parkettboden des ICA plakativ wie beerdigt aussieht, sind die meisten Arbeiten in dieser Shortlist-Ausstellung eher auf komplizierte Formen von Ausdehnung ausgerichtet.

Allan Currell ergreift die Welt aus dem Rückzug in seine intimen Videomonologe, die immer auch wie Geständnisse daherkommen und hier Nachlasserklärungen sind. Eingeschlossen in die unter Ausschluss von Welt gefilmten Videos, geht er für den Zuschauer eine detaillierte Liste seiner Besitzungen durch und vermacht jeden verzeichneten Gegenstand einem Freund oder Bekannten oder Familienmitglied, die er jeweils durch Geschichten, Anekdoten und andere mit Intimität aufgeladene Verweise hingebungsvoll an diese Erbstücke bindet. Welt ist hier die Verkoppelung von Dingen und Menschen und den Geschichten, aus denen sich zwischen ihnen ein Leben herstellt, das hier behutsam aus dem fiktiven Nachhinein (re-)konstruiert wird.

David Sherry dagegen geht mit seiner Erklärung, niemanden berühren zu wollen, als Unantastbarer direkt unter die Menge und profiliert seine Positionierung gerade durch Abgrenzung.

Lucy Skaers Aktionen und Poster siedeln sich von vornherein zwischen Performance, Anleitung und Multiple an. Dass sie Motten- und Schmetterlingslarven kurz vor dem Schlüpfen in Londoner Gerichtshöfe schmuggeln will, ist nicht nur in sich als Eingriff gedacht, in dem die Motte als Angriff und der Schmetterling als obszön hübsche Störung den vermeintlich neutralen Raum der Rechtsprechung unterlaufen. Wenn ein Foto der Larven sich darüber hinaus als mitzunehmendes Multiple ausbreitet, verdoppelt sich vielmehr der Eingriff auch in der Verbreitung seiner Idee – als implizierte Handlungsanleitung schmuggelt das Poster die Arbeit in immer andere Zusammenhänge.

Gegen derart…


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