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Ausstellungen: Paris · von Annelie Pohlen · S. 298 - 300
Ausstellungen: Paris ,

Paris
Christian Boltanski

Faire son Temps
Centre Pompidou 13.11.2019 – 16.03.2020

von Annelie Pohlen

Werke aus mehr als einem halben Jahrhundert, reinszeniert auf 2000 Quadratmetern im Centre Pompidou zu Christian Boltanskis 75. Geburtstag. Es ist der umfangreichste Auftritt in seiner Geburtsstadt nach einer ersten Retrospektive in dieser Institution 1984 und der Monumenta 2010 im Grand Palais.

Möglich, dass „Faire son Temps“, der Titel, Franzosen weniger Rätsel aufgibt. Sicher ist das nicht. Jedenfalls weisen Auszüge aus einem langen Interview mit dem Künstler in eine mindestens facettenreiche Deutungskurve. Integriert in eine Handreichung mit präzisem nummeriertem Parcours sind sie mehr als nur informativ für die, welche das von roten Glühbirnen als „Départ“, 2015, markierte Portal passieren. Bernhard Blistène, Direktor des Hauses und Kurator der Ausstellung, fordert Boltanski zu einem denkwürdigen Satz heraus: „Man fabriziert seine Zeit, man macht seine Lebenszeit.“ Lebens- und Autorenzeit fallen in eins in diesem Theater zeitloser Erzählungen, in dem die datierbare / n Geschichte / n über flüchtige Erinnerungen des ‚fabrizierenden‘ Autors in einer Zeit und Raum überblendenden Conditio humana aufgehen.

Sicher, auch in dieser Inszenierung bleibt die Schoah omnipräsent. Sie hat – auch als Aufführung von Existenz – mit seiner Biografie zu tun: Der Bedrohungen seiner jüdischen Familie in der von den Nazis besetzten Metropole wegen ist für den 1944 dort Geborenen Leben eine Existenz im Flüsterton.

Und in der künstlerischen ‚Fabrikation‘ eine Folge ineinander fließender und übereinander geblendeter Porträts: Zu Wand füllenden Formationen gereihte, schwarz-weiße Sequenzen, Lichtbilder aus einer verflossenen Zeit – welche die seiner eigenen Familie sein könnte oder auch die einer…

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