Edgar Schmitz
Claire Fontaine
»Fighting Gravity«
Regina Gallery, London, 28.1. – 26.3.2011
Jeder Kampf gegen die Schwerkraft ist natürlich erstmal heroisch und ausweglos und von einem Pathos getragen, das notwendig geradezu universalistisch daherkommt. Und wenn Claire Fontaine als readymade Künstlerin mit internationaler Zirkulation genau an diesem Brennpunkt eine Ausstellung aufhängt, die gleichzeitig in London und Moskau stattfindet, liest sich das erstmal als Bestandsaufnahme eines meteorologischen Schlachtfeldes: sich endlos von der Decke drehende Plastikpflanzen verweisen auf die artifizielle Zurichtung dessen, was einmal Natur gewesen sein könnte, naiv anmutende Malereien von Geo-Erfindungen illustrieren, wie Wirbelstürme vermieden werden könnten und CO2 in der Atmosphäre sich neutralisieren lassen müsste. Und in der zentral installierten Videoarbeit inszeniert sich der Blick über die Wolken als letztgültige eskapistische Perspektive, vorgeblich auf genau jene zugerichtete Natur gerichtet aber dabei doch scheinbar genau dieser entzogen – der Blick aus dem Jet ist auch die Perspektive eines Klassenprivilegs, von dem aus sich Raum und Zeit schrumpfen lassen, von dem aus Wetter gemacht wird und von dem aus das sowohl begehrenswert als auch möglich erscheint.
Abgehobenheit und ökologische Katastrophe, Einfluss und Entzug geben aber nicht nur die Motivik der Ausstellung vor, sondern auch ihre Umgehensweisen: die abstrakten Silberjodbilder sind mit dem Material gemalt, das die russische Regierung in die Wolken schießt, um Regen zu verhindern, und sehen aber auch ein bisschen wie Warhols Oxidation-Paintings aus, ohne dass sich daraus aber noch wirklich eine Abweichung ablesen ließe. Das Bild ist reiner Materialfetisch und damit indikativ dafür, wie Claire Fontaine mit der Situation umgeht, die sie…