Edgar Schmitz
Douglas Gordon: k.364
»Männerbünde«
Gagosian Gallery, London, 9.2. – 26.3.2011
Der Zug zwischen Berlin und Warschau, zwei Israelis polnischer Abstammung und der schottische Künstler, der außer in Glasgow jetzt eben auch in Berlin wohnt, zumindest teilweise – wenn einer der Protagonisten ziemlich zu Anfang des Films behauptet, alles sei irgendwie vertraut, stimmt das nicht nur für die nächtlichen Waldlandschaften, die am Zugfenster vorbeirauschen, sondern vielmehr auch dafür, wie diese an die Pogrome des Zweiten Weltkriegs gemahnen, die in den Erzählungen von der geflohenen Mutter anklingen und von da aus überall mitschwingen, und wie die vage Stimmung der atmosphärischen Kameraarbeit insgesamt historisch aufgeladen erscheint. Das ist für die Arbeit sozusagen die vorgegebene Stimmungskonstante. Und selbst für die ehemalige Synagoge, die jetzt Schwimmbad ist und eines der Einstiegsmotive abgibt, gilt das noch als Einschreibung, als Raunen des elegisch unheilvollen.
Der für die Arbeit strategische Anspruch auf Abrufbarkeit gilt darüber hinaus zentral, in der Ausstellung selbst, für die Rolle der Musik vor diesem Hintergrund: Mozarts Köchelkomposition k.364 funktioniert als Untermalung des Filmmaterials und als Leitmotiv der Reise und der filmischen Reize, an denen entlang diese sich entlang entwickelt. Die Zugfahrt der Musiker endet mit der Aufführung der Komposition im Konzertsaal der Warschauer Philharmonie, die sowohl Höhepunkt als auch Auflösung der filmischen Spannung verspricht und in dieser Doppelung immer auch auf die Katastrophe zurückverweist, die sie nicht nennen, aber in ihrer Intensität einklagen kann.
Hauptträger der Intensität, die hier historisch und kulturgeschichtlich aufgeladen vorgeführt wird, sind die beiden Männer: Musiker auf der Reise zum Konzert, die…