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Ausstellungen: Frankfurt · von Katharina J. Cichosch · S. 265 - 266
Ausstellungen: Frankfurt ,

Frankfurt
Crip Time

Museum für Moderne Kunst (MMK) 18.09.2021–30.01.2022
von Katharina J. Cichosch

Just angekommen, darf man sich gleich wieder setzen. „IT WAS HARD TO GET HERE.“, behauptet die Lehne einer Yves Klein-blauen Sitzbank von Shannon Finnegan in weißen, weithin sichtbaren Lettern verständnisvoll, und darunter: „REST HERE IF YOU AGREE.“ Sicherheitshalber versichert die Werkbeschreibung an der Wand noch einmal, was gegen übliche Konventionen gilt: Hinsetzen, Anfassen und sogar Hinlegen ausdrücklich erlaubt. Ein guter Auftakt für „CRIP TIME“, mit der das Museum für Moderne Kunst (MMK) menschliche Einschränkungen in den Fokus nimmt – auch die scheinbar ganz banalen, die für Betroffene aber schnell zur entscheidenden Frage werden können, ob man einen Ort wie diesen Ausstellungsraum aufsucht oder eben nicht.

Die Schau kommt zur treffenden Zeit: An den Ausläufern einer globalen Pandemie, die über eine stellenweise sich beinahe schon körperlos wähnende Welt hereingebrochen war (das Narrativ lautet ja oft eher andersherum, dass die mal mehr, mal weniger glücklichen Maßnahmen zur Eindämmung nämlich erst die Körper voneinander distanziert hätten.) Man konnte erleben, wie Menschen, die sich sonst offenbar bester Gesundheit erfreuen, plötzlich mit den möglichen Grenzen ihres einwandfrei empfundenen Leibes konfrontiert wurden – und einige narzisstisch gekränkt mit Trotz bis zu purer Feindseligkeit reagierten. (Uli Krug hat hierzu einen hörenswerten Vortrag für die Kunsthalle Lingen gehalten, siehe unten.) Gleichzeitig wurden ökonomische, physische und mentale Diskrepanzen offenkundiger denn je. Und auch das sollte man über diese Zeit nicht vergessen, wie erstaunlich unbedarft in einem der reichsten Länder der Erde plötzlich über die Triage geplaudert wurde, was eine…

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von Katharina J. Cichosch

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