URSULA MARIA PROBST
Die Gewalt ist der Rand aller Dinge
Subjektverhältnisse, politische Militanz und künstlerische Vorgehensweisen
Generali Foundation, Wien, 17.1. – 21.4.2002
Die Entscheidung, vor dem Hintergrund der terroristischen Anschläge vom 11. September 2001 und der darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen eine Ausstellung über Kunst und politische Militanz zu kuratieren, fiel nicht leicht. Was Alice Creischer und Andreas Siekmann dennoch dazu bewog, war die Konfrontation mit einer Verschärfung der Terrorgesetze, durch die nach den Zusammenstößen in Genua und Seattle eine Kriminalisierung der Anti-Globalisierungsbewegungen betrieben wird. Skeptisch fügt man hinzu, dass Militanz nicht darauf reduziert werden kann, ein Symptom von Kapitalismus und neoliberaler Gesellschaftsformen zu sein. Obwohl die Realpolitik im Katalogtext nicht völlig ausgeblendet wird, verfällt man in keine “Agitprop”-Attitüden.
Der Kritik, dass Begriffspaare wie Kunst und Militanz einander ausschließen und sich als das “korrumpierbare Symbolische” und das “unerreichbare Reale” gegenüberstehen, entziehen sich Alice Creischer und Andreas Siekmann durch den Kunstgriff einer theatralischen Inszenierung. Durch diese Strategie der “Realitätsentlastung” reagieren sie auf die in den 90er Jahren eskalierenden Debatten, ob interventionistische Kunst in den repräsentativen Rahmen von Kunstinstitutionen übertragbar ist. Entstanden ist so eine Ausstellung, die sich nicht als authentische Präsentation von politischem Aktivismus versteht, sondern als diskursträchtiger “Salon”, der künstlerische Affinitäten zu Gewaltverhältnissen aufgreift. Die an den Aktivismus geknüpften Hoffnungen, den realen Lebensraum zu verändern, sehen sich nun mit einer Thematisierung der ästhetischen Praxis politischer Kunst konfrontiert. Allerdings wird dabei der Kontext, in dem die einzelnen Werke entstanden sind, nur angerissen. Der Gefahr, nun ein Agitationsfeld rund um den Werkcharakter aufzubauen, wirkt man durch…