Karl Marx
Die Wahrheitsfindung im Lichte von Kunst und Literatur
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Karl Marx, 1929 in Köln geboren, ist ein Virtuose kompromißloser Malerei, der sich der Gleichgültigkeit entgegenstemmt. Als Maler, den es zum befreit Gestischen drängt, handelt er weder in der Absicht, uns Schrecken einzuflößen. Noch will er einen Beitrag als Schönheitsstifter leisten. Das Schöne ist nicht einmal das Ziel seiner Kunst.Wie sehr er in Literatur und Philosophie eine Parallelaktion erblickt, wird deutlich, wenn er darüber redet, was er warum und wie liest. Dabei stellt sich heraus, wie sehr die Wahl seiner Lieblingsautoren, zu denen Gottfried Keller, Marcel Proust, Thomas Mann, Jean Genet und Marguerite Duras zählen, auf eine geheime Verwandtschaft zwischen ihm, dem Leser, und dem Gelesenen verweist. Darüber, was ihn drängte zu lesen, und wie sich das auf seine Weise Rezipierte zum Gemalten verhält, unterhielt sich mit ihm Heinz-Norbert Jocks.
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H.-N.J.: Herr Marx, was trieb den Sohn aus gutproletarischem Haus zur Malerei?
K.M.: Mein Vater, der leidenschaftlich gerne malte, liebte es, Spitzweg-Kopien anzufertigen, und eines Tages im Alter von zwölf Jahren behauptete ich, es besser machen zu können. Von ihm dazu ermuntert, kopierte ich meinen ersten Spitzweg, der hervorragend gelang. Später befreite ich mich von Vorlagen, weil ich meinen Kunstrausch nicht auf Kosten anderer erleben wollte. Ich sehnte eine eigene Bildwelt herbei. Außer den alten Meistern kannte ich damals nur die Kunst des Dritten Reiches. Der Zugang zur Moderne erfolgte, als mir ein Jahr später ein Buch über den französischen Impressionismus in die Hände fiel. Daraufhin arbeitete ich nach…