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Titel: Kunst und Literatur II · von Heinz-Norbert Jocks · S. 168 - 181
Titel: Kunst und Literatur II , 1998

Günther Uecker:
»Literatur war ein mich am Leben erhaltender Spiegel extremer Lebensäußerungen«

EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS

Günther Uecker, Jahrgang 1930, verhalf dem Nagel zu hohem Ansehen. Jedoch aus keinen formalen, sondern aus inhaltlichen Gründen. Zeit seines Lebens hat er sich auch als Bildner wiederholt mit Literatur, vor allem mit Lyrik befaßt. Er liebt gutgemachte Bücher über alles, genießt die Übergänge zwischen Schrift und Bild. Kein Zufall auch, daß er seinem Gespür für Musik alle Jahre wieder nachgeht und Opernbühnenräume gestaltet. Nie illustrativ, stets parallel zum anderen Medium. So besorgte er 1973/74 für “Leonore” nach Beethoven in Bremen das Bühnenbild, aber auch Wagners “Parsifal” reizte ihn 1979 in Stuttgart und dessen “Lohengrin” 1979 in Bayreuth. Seine Zweifel an dem, was Bilder und Wörter vermögen, gelten auch seinem Trotzdem als Motor weiterzugehen. Was er mit Literatur und dem Alten Testament verbindet und wie er Gelesenes bildnerisch bewältigt, darüber äußert er sich gegenüber Heinz-Norbert Jocks.

H.-N.J.: Herr Uecker, welchen Einfluß übte Literatur anfangs aus?

G.U.: Da zu Hause bei meinen Eltern ohne Bücher, ahnte ich erst gar nicht, was sie in einem auslösen können. Erst später, als mir statt Lehrbücher andere in die Hand fielen, spürte ich etwas von ihrem Sog jenseits von Ideologie. Es war wie ein Wunder, daß da etwas zutiefst Seelenbewegendes, auch Erweckendes aus der Stummheit in Sprache überging. In eigene Modulation übersetzt, erschien es als ein Energiestrom aus unbewußten Erinnerungen. Das ließ mich erstaunen, nachdem ich wie alle anderen auch Lenins Materialismus und Empiriokritizismus gelesen, sogar einiges davon auswendig gelernt und auch…


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von Heinz-Norbert Jocks

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