Juan Miguel Pozo:
»Sensationell, daß es textlose Kulturen gibt, während nirgendwo absolute Bildlosigkeit herrscht«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Juan Miguel Pozo, 1968 in Banes, Provinz Holguin geboren, gehört zu jenen Künstlern Kubas, die über Jahre auf Havannas Straßen ihr Glück als Maler versuchten. Der Einfluß von Literatur ist nicht auf Anhieb zu entdecken, da Pozo sehr stark auf die Kultur der Comics, Pop-art reagiert und auch die Kunstgeschichte als Quelle anzapft. Jedoch haben die Inhalte seiner Bilder, deren Hang zum Erzählerischen sehr evident ist, oft stark literarischen Bezug. Über Mythen, Großstadt-Dschungel, Thomas Mann, William Faulkner, Carlos Fuentes, Gilles Deleuze und Anarchismus, den Modus des literarischen Egoismus sprach mit ihm in Wiesbaden Heinz-Norbert Jocks.
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H.-N. J.: Ungegenständliche Malerei ist dir fremd?
J.M. P.: Sie ist mir nicht nur fremd, sondern ich mag sie einfach nicht. Raffael oder Rubens ziehen mich mehr in den Bann als Cy Twombly oder Willem de Kooning, der Schlimmste von allen. Seine Werke sind anmaßend, und er ist ein Minotaurus, dessen Werke ihren Reiz zur einen Hälfte aus den Materialien und zur anderen Hälfte aus der Art ziehen, wie er deren Verwendung rechtfertigt. Das finde ich sehr unproduktiv.
Das Narrative deiner Bilder verleitet zu der Annahme, sie seien der Literatur verwandt.
Gewiß, dabei beginnt alles mit der Tradition. Für mich stellt der Einfluß, den Literatur auf Kunst ausübt, eine geradezu persönliche Bereicherung dar. Überhaupt glaube ich, daß das geschriebene Wort so etwas wie eine Art Krise des Bildes darstellt. Vom morphologischen Blickwinkel aus gesehen, begeistert mich vor allem die Buchstäblichkeit erzählter Geschichten,…