Reiner Speck
Über Lesen, Sehen und Sammeln
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Reiner Speck, Präsident der deutschsprachigen “Marcel Proust Gesellschaft” mit Sitz in Köln, ist gleichzeitig auch Arzt, Publizist, der durch Essays zu Kunst, Literatur- und Medizingeschichte bekannt wurde, und zudem Sammler, dessen Kollektion mittlerweile mehr als tausend Objekte, darunter Gemälde, hauptsächlich Zeichnungen, aber auch Skulpturen und Installationen, ferner etwa neunhundert Künstlerbücher umfaßt. Beseelt vom Geist des Bildungsromans des 19. Jahrhunderts, ist er so etwas wie ein Flaneur zwischen Bild und Buch, der auch schreibend hinter die Geheimnisse seiner Sammelstücke gelangen will. Viele der Arbeiten, die ihn umgeben, sind mit Bezug zum Sammler entstanden, darunter Cy Twomblys “Porträt: Herr Dr. Reiner Speck”. Alles in allem ist Speck ein obsessiver Leser von Büchern und Bildern, mit dem sich Heinz-Norbert Jocks darüber unterhielt, was ihn bewegt, wenn er sammelt, sieht, schreibt und liest.
H.-N.J.: Es heißt, Sie wären von der Literatur zur bildenden Kunst gekommen. Dazu die Frage: Sehen Sie mit dem Geist Bilder und lesen Sie mit dem Auge Bücher?
R.S.: Sitzend in einem Teil meiner Bibliothek, gewinnen Sie eher den Eindruck, ich sähe die Bücher mit den Augen und ließe die Aura der Bibliothek auf mich wirken, die sich abnutzt, wenn man hier täglich sitzt. Die Annahme derjenigen, die sich mit meiner Sammlung befaßt haben, wonach ich Bilder mit dem Kopf sehe, bezieht sich darauf, daß in vielen Bildern meiner Sammlung, die ich am Anfang erwarb, literarische Elemente enthalten sind. Das lag zum großen Teil daran, daß zu der Zeit, als ich zu sammeln…