Hartmut Lincke:
»Ich weiß nicht, ob Dalí je geschrieben hätte ohne Lorca«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Hartmut Lincke, 1942 in Berlin als Sohn eines Architekten geboren, studierte von 1961 bis 1966 an der École Normale Supérieure des Beaux-Arts in Paris, lernte 1963 Salvador Dalí kennen, mit dem er seitdem befreundet war, traf Marcel Duchamp, mit dem er Schach spielte. 1976 arbeitete er an den Radierungen zu Les Fleurs du Mal von Charles Baudelaire. Aber auch um Dante, Wagner, Pasolini oder Pessoa kreiste er als ein in Genauigkeit vernarrter Zeichner. Er begegnete den Schriftstellern Jacques Levy-Stringer und Marcello Covián; Richard Hamilton besuchte ihn in seinem Kölner Atelier, nicht weit von seiner Bibliothek. Über den Einfluß von Literatur auf sein Leben und seine Kunst sprach mit ihm in Köln Heinz-Norbert Jocks.
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H.-N.J.: Wie stark sind Sie in Literatur involviert?
H.L.: Sie beeinflußt mich in meiner Lebensform als Mensch an sich, der künstlerisch tätig ist. Von klein an lebe ich im Land der Bücher, die alles über Zeitinhalt, Historie, eben das gesamte kollektive Wissen enthalten.
So narrativ Ihre Bilder, so stark ist wohl die Verbindung zur Literatur, oder?
Man kann, glaube ich, nur in Bildern denken, sogar Worte sind alles in allem Bilder. Kein Zufall ist der gemeinsame Ursprung von Literatur und Malerei. Insofern in archaischen Zeiten die Schriftzeichen sich aus Bildern ableiteten und Literatur auch Bilder buchstabiert, ist die Verbindung bereits hergestellt. Ein Quell meiner Bilder ist die Literatur.
Pessoa war nicht Ihr Einstiegsfavorit?
Nein, das setzte bei mir viel früher ein, nämlich mit Dantes “Göttlicher Komödie”. Da stieß…