Peter Herbstreuth
Rirkrit Tiravanija
Galerie neugerriemschneider, Berlin, 1.11. – 20.12.1997
Fotos der “Installationen” Rirkrit Tiravanijas sind allesamt irreführend. Sie fixieren den Blick auf Gegenstände, die lediglich Werkzeuge für Handlungsverläufe sind. Ein Schnappschuß kommt der Sache am nächsten. Denn die Gegenstände haben nur im Bezug auf Handlungen Sinn. Vor vier Jahren hatte Tiravanija in der Galerie Max Hetzler, die damals noch in Köln ansässig war, eine l-förmige Mauer aus Büchern gestapelt, Tisch, Stühle, Blumen und eine kleine Teeküche dazugestellt. Man konnte Tee trinken, ein Buch lesen oder einfach nur zum Fenster hinaus schauen. “Café Deutschland”, so der Titel der Nische, war eine Antwort auf die großgemalten Anekdoten Jörg Immendorffs. Tiravanija hielt nichts fest und machte sich kein Bild von Deutschland. Er stellte ein Arrangement bereit und ließ die Dinge vor Ort geschehen. Es ermöglichte ebenso das gesellige Gespräch wie die Einsamkeit des Lesens und des Schauens in Realzeit.
In der Galerie neugerriemschneider hat er diese Arbeit erweitert, nutzte den Galerieraum als Bühne und umstellte ihn mit großen Tafeln in Schwarz, Rot, Gelb zu einem Deutschlandbild vor großem Fenster. Die Farben der Fahne dienten als Kulisse, und “Ausstellung” war alles, was davor der Fall war. Während der Eröffnungstage gab es Performances. Danach waren noch die Requisiten zu sehen. Würden sie dem Sperrmüll übergeben, wären die Gesetze des Marktes verletzt, nicht die künstlerischen Absichten eines Handlungsreisenden in Sachen Event-Kultur.
Denn Rirkrit Tiravanijas Vorgehen steht quer zur Archivierungsbesessenheit. “Je mehr man hat, desto abhängiger ist man und desto mehr will man dazu,” sagt er. “Besser, die Orte der…