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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 316 - 317
Ausstellungen: London , 2014

Edgar Schmitz
Digital Revolution

»An immersive exhibition of art, design, film, music and videogames «
Barbican Centre, London, 3.7. – 14.9.2014

Was sich hier als Überblick über die digitalen Verschiebungen der letzten fünfzig Jahre im Barbican ausbreitet, versteht sich als umfassender Überblick über eine digitalisierte Unterhaltungsindustrie, die sich angeblich zunehmend mittels interaktiv und immersiv verfasster Formate entfaltet. Die digitale Revolution des Titels, so die zentrale These dieses ausstellungsartigen Archivs, habe gerade erst begonnen, den Umgang mit Bildlichkeiten von tradierten Abbildungsverhältnissen freizusetzen. Die Zukunft gehöre einem algorithmischen Kreativitätsbegriff, der digitale Austauschmuster in den Alltag von Kino, Computerspielen und Mode importiere und diesen damit notwendig nur bereichern könne. Die Ausstellung feiert digitale Möglichkeiten von computer-generierten Hollywoodwelten bis zu LED-betriebenen Miniröcken und inszeniert deren Verzauberungspotential in einer Mischung aus historischem Überblick, thematischen Fallstudien und Kommissionen mit vielsprechenden Designansätzen.

Dass die Inszenierung unverblümt industrienah erscheint und den Betrachter als neugierig hypnotisierten Konsumenten vorführt, ist natürlich mindestens plausibel und bestenfalls realistisch. Die Jetzt-Zeit der digitalisierten Industrien bezieht ihren Reiz schon lange nicht mehr aus den Versprechen auf radikale Umgestaltungen, außer vielleicht denjenigen auf eine noch reicher aufbereitete Unterhaltungszukunft. Digital Revolution ist ausdrücklich eine Ausstellung zum mehr oder weniger vereinnahmenden Unterhaltungsszenarium und steht damit notwendig im Bann einer Industrie, deren Rhetorik es auch nach politischer und kultureller Entleerung noch plausibel erscheinen lässt, die medialen Verschiebungen unserer visuellen Unterhaltungsumwelt als Revolution zu vermarkten.

Das Material selbst ist dabei zum Teil natürlich sehr dicht: so taugt zum Beispiel James Camerons Sci-Fi Abgrund des Todes von 1989 in der einleitenden Digital Archeology Sektion…



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