Edgar Schmitz
The Human Factor
»The Figure in Contemporary Sculpture«
Hayward Gallery, London, 17.6. – 7.9.2014
Eine Ausstellung zum Stellenwert der menschlichen Figur in der Skulptur der Gegenwart ist natürlich riskant: weil sie gegen die Entgrenzungen des Körperbegriffs seit den neunziger Jahren wieder die Figur als Form zentral inszeniert; weil sie im gleichen Zug notwendig mit einer Geschichte der Objektivierung menschlicher Figuren vernetzt ist, die wiederum auf der hierarchischen Priorität des menschlichen über andere Figurationen begründet war und ist. Und weil die Diskussionen zum Status des Menschlichen im Zusammenhang der Kritik des Anthropozän darauf drängen, genau derartige Isolierungen zu hinterfragen. Und dazu dann natürlich die Frage nach Universalismus, und dem westlichen (kunst-)geschichtlichen Erbe.
In der Hayward versammeln sich dementsprechend auch immer wieder vereinzelt auftretende Figuren, die eigentlich wirklich nur in der Eingangssituation aufeinander losgelassen werden. Thomas Schüttes Krieger etwa neben Paloma Vargas Llosas schwebenden Tänzern und vor Katharina Fritschs Figuren mit Panoramahintergründen verweisen auf die Vernetzungen, in denen künstlerische Positionen sich und ihre Figuren verorten.
Bei aller Reduktion der präsentierten Arbeiten auf ein explizit figuratives Vokabular gibt es einige Modelle, in denen solche Vernetzungen ausdrücklich thematisiert sind. So demonstriert zum Beispiel Jeff Koons’ Figurengruppe ihre eigene Verfasstheit als narrativ angereichertes Readymade, das sich zwischen internem Dialog, Publikumsansprache und skulpturaler Herleitung ziemlich chaotisch abspielt. Rebecca Warrens amorphe Skulpturengruppen engagieren auf einer der Hayward-Terrassen einen eigentümlichen Dialog mit Denkmalskonventionen, der in der Figurengruppe im Innenraum völlig verloren geht. Und Andro Wekuas Figur mit Tisch ist als einzige Arbeit der Ausstellung wirklich bedeutungsvoll in ihre extern materiellen…