JUSTIN HOFFMANN
Dilettanten / Aura Industrie – homemade style
Forum Stadtpark, Graz, 27.10. – 24.11.2002
Der Begriff des Dilettanten erlangte im deutschsprachigen Raum eine neue Bedeutung, als Anfang der 80er Jahre in Berlin sogenannte “Genialen Dilletanten” in Erscheinung traten. Wie schon die Rechtschreibung im Namen dieser Gruppe deutlich macht, gehören zum wahren Dilettantismus Fehler. “Das Ver-spielen, das Ver-schreiben als positiver Wert, als Möglichkeit zu neuen, noch unbekannten Ausdrucksformen zu gelangen, soll möglichst universell angedeutet werden”, fordert Wolfgang Müller in dem von ihm 1982 herausgegebenen Buch “Geniale Dilletanten”. Er gilt als einer der Wegbereiter des Dilettantismus als avantgardistische Bewegung. Auf der im Rahmen des steirischen herbst 2002 präsentierten Ausstellung “Dilettanten” im Forum Stadtpark sind von Wolfgang Müller vor allem Texte zu sehen, deren Seiten an die Wand gehängt sind. So können wir eine von ihm verfasste Übersetzung von Johann Wolfgang von Goethes “Metamorphose der Pflanzen” ins Isländische bewundern. Außerdem erfährt man von seinem Bemühen, nach der Schließung des Goetheinstituts in Island dort sein eigenes “Goetheinstitut”, die “Walther von Goethe Foundation”, aufzubauen. Vielleicht besteht das Dilettantische dieser Aktion darin, dass er sie durchführt, ohne sich um Abschlüsse oder Kompetenzen zu kümmern.
Die Gegenstände, die uns der deutsche Konzeptkünstler Timm Ulrichs in Vitrinen und auf Fotos präsentiert, sind Fundstücke besonderer Art. Es handelt sich um Objekte aus dem Grazer Fundamt, die nicht mehr abgeholt wurden: Kleidungsstücke, technische Utensilien oder Publikationen wie das Handbuch der Geflügelzucht. Im Unterschied zum klassischen Objet trouvé, hat sie zunächst nicht der Künstler selektiert, sondern unbekannte Personen, die sie als wertvoll erachteten….
