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Ausstellungen: London · von Amine Haase · S. 360 - 361
Ausstellungen: London , 2005

Amine Haase
Ein Denkmal für das Nichts

Bruce Nauman – „Raw Materials”, Einundzwanzig Soundtracks
Tate Modern – The Unilever Series, 12.10.2004 – 28.3.2005

„Nichts, niemand wird gewesen sein, um nichts so viel gewesen sein. Nichts, niemand.“ (Samuel Beckett)

Dichter, deren Werk in Schweigen mündet; Musiker, die Stille als den vollkommensten Klang bezeichnen; Maler, deren Bilder in purem Schwarz oder reinem Weiß ihren Endpunkt finden – das weiße Rauschen des Nichts begleitet die westliche Kulturgeschichte. Im 20. Jahrhundert wurde das Verschwinden des Ausdrucks im Konzept geradezu selbstmörderisch. Aber schon Leonardo da Vinci wollte „das Nichts“ festhalten. Künstler des 20. Jahrhunderts bezogen sich jedoch seltener auf den Experimentator der Renaissance als auf die Stunde Null, die im alles verschlingenden Licht der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki Ende und Anfang zugleich war. Die Geschichte des Schweigens, der Stille, des Nichts schien am Ende des 20. Jahrhunderts abgeschlossen zu sein und sich aufzulösen in den Geschichten – wieder einmal – neuer Wirklichkeitszitate. Und jetzt: Ein Künstler, ein Experimentator der Gegenwart, der sich selbst als Bildhauer bezeichnet, verzichtet auf jede visuelle Erscheinung und schafft eine Skulptur aus Worten und Tönen. Bruce Nauman stellt „Raw Materials“, einundzwanzig Soundtracks, in der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern vor und schuf damit eine der erstaunlichsten Ausstellungen an diesem Ort seit ihrem Bestehen als Museums-Entree. Nie zuvor war dieses Entree so eindrucksvoll; und kaum zuvor war Nauman so deutlich als Bewunderer von Samuel Beckett, John Cage, Ludwig Wittgenstein zu erkennen. Gleichzeitig bleibt er der amerikanische Pragmatiker, der nicht in die…


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