Ann-Katrin Günzel
Ein Wunsch bleibt immer übrig
»Kasper König zieht Bilanz«
Museum Ludwig, Köln, 2.6. – 4.11. 2012
Nähert man sich der Ausstellungs-Bilanz, die Kasper König nach seiner 12 jährigen Amtszeit als Direktor des Kölner Museum Ludwig zieht, so sieht man sich als Betrachter zunächst einmal selbst in der Rolle des Beobachteten, denn vom Geländer des 2. Stocks blickt Pawel Althamers lebensgroßer „Camera man“ (1995) eindrücklich und etwas geisterhaft im schwarzen Mantel, mit Lederkappe und Hornbrille durch seine Kamera herab und nimmt die Anwesenheit des Eintretenden auf. Ein beeindruckender Empfang.
Die Figur ist eines von rund 80 Exponaten, die Kasper König für seine Abschiedsausstellung, eine exemplarische Präsentation seiner langjährigen Ausstellungs- und Ankaufstätigkeit am Museum, ausgewählt hat. Die Bilanz lautet: Ein Wunsch bleibt immer übrig. Dem Titel ist ein Bezug auf seinen Amtsantritt vor 12 Jahren implizit, so dass gewissermaßen ein Zirkelschluss entsteht. Damals hatte er nämlich mit dem „Museum unserer Wünsche“ begonnen, einer Ausstellung, für die er ca. 120 Exponate auslieh, welche er als für die Sammlung des Museums, das die Entwicklungsgeschichte der Gegenwartskunst sichtbar machen sollte, für unerläßlich hielt. Aus dem museumseigenen Etat konnten die wenigsten der Werke angekauft werden, durch den appellativen Titel und die persönliche Überzeugungskraft Kasper Königs jedoch gelangten noch während der Ausstellung etwa die Hälfte der gezeigten Arbeiten über private Stifter und Fördervereine in den Besitz des Museums. Insgesamt kam in den letzten 12 Jahren ein Konvolut von 2000 Exponaten zusammen. Eine beachtliche Leistung, die nicht etwa quantitativ zu bewerten ist, sondern kuratorisches Gespür und ein wirkungsvolles…
