Jürgen Raap
1912 – Mission Moderne
»Die Jahrhundertschau des Sonderbundes«
Wallraf-Richartz-Museum, Köln, 31.8. – 30.12.2012
1909 gründeten die Maler August Deusser und Max Clarenbach zusammen mit Kollegen, Museumsleuten und Sammlern in Düsseldorf den „Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler“. Den Vorsitz übte der Hagener Museumsgründer Karl Ernst Osthaus aus. Die Düsseldorfer Sonderbund-Ausstellungen 1910 und 1911 kündigten im Untertitel „Deutsche und französische Neukunst“ bzw. „Rheinische und französische Kunst“ an, weswegen die Initiatoren von reaktionären und deutsch-nationalen Kreisen massiv angefeindet wurden. Denen passte nämlich die stilistische Orientierung der rheinischen Künstlerszene an den Strömungen der Pariser Avantgarde überhaupt nicht. Für die dritte Sonderbund-Ausstellung 1912 mussten die Initiatoren daher ins benachbarte Köln ausweichen.
Dort ließ man sich das Vorhaben einiges kosten, im konservativen wilhelminischen Deutschland den Künstlern der internationalen Moderne erstmals eine größere Präsentationsfläche zu bieten: man schaffte vom Gelände der Brüsseler Weltausstellung eine Ausstellungshalle herbei, die in Köln am Aachener Tor (heute: Aachener Weiher) neu montiert wurde. Sie bot in 29 Sälen Raum für 650 Exponate, darunter allein 130 Bilder von Vincent van Gogh, 26 Arbeiten von Paul Cézanne, 25 Werke von Paul Gauguin und 16 Gemälde von Pablo Picasso.
Das Wallraf-Richartz-Museum zeigt nun eine (Teil)rekonstruktion der Ausstellung, für die man 120 der seinerzeit gezeigten Werke zusammen getragen hat. Wo es möglich war, z.B. im Saal mit den Künstlern aus Norwegen, hat man sogar die Hängung genauso inszeniert wie damals. So bietet diese Rekonstruktion interessante Einblicke in die Geschichte des Ausstellungswesens, in die Rezeptionsgeschichte und in die Geschichte der Kunstpolitik.
Denn die Reaktionen der zeitgenössischen Kritiker fielen in der…