HANS-JÜRGEN HAFNER
Flirts. Kunst und Werbung
Museion, 27.5.-29.8.2004
Schade. Einen so komplexen wie interessanten Plot ´Kunst und Werbung` unter dem Titel “Flirts” abzuhandeln, deutet zwar nicht unbedingt auf Tiefgang hin, klingt jedoch viel versprechend, vielleicht sogar ein wenig kokett. Die entsprechende Schau genügt sich allerdings in harmloser Durchschnittlichkeit: sowohl als Ausstellung aber auch in Hinblick aufs Konzept. Zwar bemüht der Katalog Systemtheorie, begründet damit das Gegenüber von Kunst und Werbung als schnellen “Flirt” jeweils in sich geschlossener Systeme. Doch diese werden für Konzept und Ausstellung kategorial verstanden, ihre Spezifika quasi als selbstverständlich vorausgesetzt. Das hat auch zur Folge, dass die Schau nicht situiert ist: weder gibt es einen historischen Rahmen, eine kunsthistorisch oder soziologisch schlüssige Herleitung der Ausstellungsthematik bzw. ihrer Intention, noch weist die Einrichtung der Ausstellung, ihr Display, eine Spezifik jenseits eines (in erster Linie farblich stimmig angelegten) unterhaltsamen Rundgangs auf.
Die Künstlerliste ´passt` zum Thema, weist allerdings – ebenso wie die ausgewählten Exponate – keine Deutlichkeit, besondere Kohärenzen oder kontextuelle Schlüssigkeit auf: begegnen ´typische` 80er-Jahre-Positionen (Jenny Holzer, Barabara Kruger, Ken Lum) eben solchen Vertretern der 90er (Sylvie Fleury, Michel Majerus, Daniel Pflumm) und dazu sind Klassiker wie Maurizio Nannucci und Franz West in das Teilnehmerfeld eingestreut. Gemeinsamer Nenner der versammelten Arbeiten: Sie sind offensichtlich Kunst, und sie flirten mit Werbung. (Dabei fehlt bemerkenswerterweise die Fotografie. Hier würden sich nämlich zahlreiche, sogar recht intensive Laisons zwischen Werbung und Kunst auffinden und als Schnittmenge beschreiben lassen.)
Flirt trifft bestens auf Franz Wests unbetitelte Plakatentwürfe zu. Die Mischtechniken, teils mehrfach übermalte und collagierte Blätter, sind…