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Titel: Atlas der Künstlerreisen · von Richard Hoppe-Sailer · S. 246 - 251
Titel: Atlas der Künstlerreisen , 1997

Mario Reis
Fluider Fingerabdruck

MARIO REIS (*1953 in Weingarten, lebt in Düsseldorf): Seit 1977 arbeitet Mario Reis an einem Projekt, das er “Naturaquarelle” nennt, womit eigendynamische Selbstporträts des Wassers gemeint sind. Das erste Naturaquarell entstand in der Seine in Paris. Reis realisierte seither Projekte zu diesen ungewöhnlichen Werken in Europa, Japan, Afrika, Island, Mexico, USA und Kanada. Er reist durch die Welt, um die unterschiedlichsten Farb- und Lebensstrukturen von großen und kleinen Flüssen auf mit Baumwollstoff bespannte Keilrahmen einwirken zu lassen, so daß sich die im Wasser befindlichen ungelösten Teile als farbige “Lebensmuster” abbilden. In einem Buch über Reis wird von einer “Transponierung eines Naturphänomens in ein Kunstwerk” gesprochen. Zu sehen sind Ablagerungen, die als formale Gestaltung meist ein mono- bis bichromes Muster auf einer quadratischen Fläche bilden. “In der Kunst von Mario Reis”, schreibt Victoria Baster, “widerspiegelt sich eine profunde Begegnung zwischen Natur und Kultur.”

In den seit 1980 entstehenden “Blindzeichnungen” finden physiologische und psychologische Körperrhythmen und Bewegungen des Künstlers ihren Ausdruck. Die Atembewegung oder das unvermeidliche Vibrieren der Hände werden von Stiften seismographisch aufgezeichnet, die Reis an den Fingern befestigt hat, während er mit verbundenen Augen versucht, in absoluter Regungslosigkeit zu verharren. Seine Aktion in der Natur wird so zu einer Reaktion auf die Umwelt, wie auch zu einer Kontemplation über sich selbst und den Rest der Welt. Reis gibt sich einem ästhetischen Handeln hin, das in sinnlicher Unmittelbarkeit und unter Einbezug der eigenen Leiblichkeit einen gleichberechtigten Austausch mit den elementaren Kräften des Universums sucht. Mit seiner Kunst betrachtet…


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von Richard Hoppe-Sailer

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