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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 431 - 432
Ausstellungen: London , 2002

EDGAR SCHMITZ
Gregory Crewdson: Twilight

White Cube2, London, 19.4. – 18.5.2002

Erstmal erzählen Gregory Crewdsons Arbeiten der Twilight Serie von 2001-2002 von dem Unheimlichen und Verdrängten, der Bedrohung aus dem schon lange nicht mehr ganz Normalen der dysfunktionalen Kleinstadt des amerikanischen Traums, das irgendwo immer schon im Hintergrund lauerte. Aus dem durchlöcherten Fußboden eines Wohnzimmers scheinen Lichtsäulen, denen Dylan auf dem Boden hockend und mit dem Bohrer und der Stichsäge des ewigen amerikanischen Familienvaters ausgerüstet auf den Grund zu gehen sich rüstet (“Untitled (Dylan on the floor)”, alle Arbeiten 2001/2002). In denselben Grund taucht dann auch in “Untitled (boy with hand in drain)” die Hand des Jungen ein, die unter dem (so dünnen) Fußboden vergeblich nach den Rohren der Kanalisation greift, die in der frontalen Ansicht auf die Bühnenarchitektur des Fotos überdeutlich sichtbar die Unterwelt zum wohlbehüteten Familienheim bilden.

Der andere Untergrund dieser Szenarien gepflegter Zivilisationsbühnen ist die Natur, die in Crewdsons Fotos ihre Funktion als reiner Unter- und Hintergrund des Siedlertraums von Dominanz immer wieder auf- und durchbricht, Schlafzimmer überflutet und in Esszimmer eindringt. Sie ist hier Gegengewicht zu den Versprechen einer fest gefügten, auf Ordnung und geregelte Abläufe gebauten Kultur und wird zum Wassergrab der Ophelia (“Untitled (Ophelia)”) oder zur Begleiterscheinung der nackten alten Frau, die in “Untitled (woman stain)” rechts in ein Bild und Esszimmer eindringt, in dessen häuslicher Gefügtheit sie kaum wahrzunehmen ist.

Immer wieder mutiert bei Crewdson gerade das, was eigentlich als Schutzwall und Abwehrsicherung gedacht war und soliden Schutz gewähren sollte: die idyllische Kleinstadt als Refugium fernab vom…


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