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Ausstellungen: Frankfurt a.M. · von Hans-Jürgen Hafner · S. 325 - 326
Ausstellungen: Frankfurt a.M. , 2003

HANS-JÜRGEN HAFNER
Grotesk! 130 Jahre Kunst der Frechheit

Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 27.3. – 9.6.2003
Haus der Kunst, München, 27.6. – 14.9.2003

Nicht schon wieder. Unter der notorischen Diskrepanz zwischen These, deren Diskussion und der Umsetzung per Ausstellung krankt einmal mehr die von Pamela Kort für die Frankfurter Schirn konzipierte Schau “Grotesk!” mit dem auf jeden Fall ziemlich sonderbaren Periodisierungs- wie Gattungsvorschlag “130 Jahre Kunst der Frechheit” im Untertitel. Im Gefolge von Großprojekten wie der Düsseldorfer de Chirico/Savinio-Zusammenschau ist “Grotesk!” ebenfalls auf der Suche nach einer etwas “anderen Moderne”, will eine Art deutschen Sonderweg einer Kunst des Grotesken freilegen; folgt der Spur “einer alternativen Ästhetik, die bisher dem Diskurs über die Moderne ausgeklammert wurde” (Kort, Katalog, S. 23).

Schön. Das klingt nach einem recht ergiebigen Untersuchungsfeld, das sich mit Exponaten zwischen Gebrauchsgrafik und Gemälde, Dokumentation, Filmen und Installativem von Böcklin bis Bock, Karl Valentin bis Franz West trefflich belegen ließe. Allerdings behauptet sich Pamela Korts These weder in der Ausstellung, etwa als stringent strukturierendes Gerüst innerhalb der Materialsammlung, noch kann sie theoretisch überzeugen: mit Fokus auf einen – um jeden Preis – “grotesk-komischen Stil” nivelliert sie eine auch im deutschen Sprachraum spätestens seit Justus Möser, Wieland und Goethe über Friedrich Schlegel und Jean Paul komplex diskutierte ästhetische Kategorie, ignoriert speziell den Boom des Grotesken seit der deutschen Romantik, das Spektrum der Ausläufer…

Bereits die Messlatte “Grotesk” ausschließlich auf der Grundlage seiner Definition in Meyers Konversations-Lexikon von 1895 einzurichten, die sich – als methodische Zielvorgabe – zudem gleich im Treppenhaus der Schirn passend in Fraktur an…


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von Hans-Jürgen Hafner

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