Brüssel
Histoire de ne pas rire.
Surrealism in Belgium
Bozar – Centre for Fine Arts 21.02.–21.07.2024
von Julia Stellmann
Ein Cocktailglas steht mitten in der Wüste. Trotz des nahen Wassers der Oase bleibt es leer. Auch wenn das ungefüllte Glas nicht klingend anstößt, scheint doch ringsum der Himmel zu vibrieren, sodass es die Palmen in Schwingung versetzt. Ganz so, als würde die Luft vor Hitze glühen. Konzentrisch führt der Himmel in die Ferne, rahmt das Glas, in dem eine Giraffe sitzt. Das 1946 entstandene Kristallbad von René Magritte bildet das Titelbild der Ausstellung im Brüsseler Bozar, mit welcher die Belgier*innen das große Jubiläum des Surrealismus begehen.
Denn vor genau 100 Jahren verfasste der Franzose André Breton sein erstes surrealistisches Manifest, in welchem er eine Abkehr von der Vernunft hin zur freien Entfaltung des Unterbewussten propagierte. Doch nicht nur Frankreich war Land des Surrealismus, sondern auch Belgien, welches das Jubiläum zum Anlass für gleich zwei umfassende Ausstellungen in Brüssel nimmt. Diese lassen sich angesichts der räumlichen Nähe leicht miteinander verbinden, sodass nur ein kurzer Spaziergang zwischen Imagine (21.02.–21.07.2024) im Königlichen Museum der Schönen Künste (KMSKB) und Histoire de ne pas rire im benachbarten Bozar liegt. Letztere Schau hat ein Zitat zum Titel, das auf den Biochemiker und Dichter Paul Nougé zurückgeht, der etwa zur gleichen Zeit wie Breton ein surrealistisches Pamphlet niederschrieb. Anders als Breton hielt sich Nougé allerdings im Hintergrund, bezeichnete sich nie als Führer der Bewegung, obwohl er in deren Zentrum stand, Magritte sogar oftmals Titel für dessen Werke lieferte.
Dem Zitat scheinbar widerstrebend,…
