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Ausstellungen: Solothurn · von Max Glauner · S. 260 - 261
Ausstellungen: Solothurn ,

Solothurn
Yves Netzhammer

Die Welt ist schön und so verschieden, eigentlich müssten wir uns alle lieben
Kunstmuseum 21.01.–12.05.2024

von Max Glauner

Jede Linie ist ein Strich. Nicht jeder Strich eine Linie. Mit diesen Gleichungen ist das Werk des Schweizer Künstlers Yves Netzhammer zwar nicht in Gänze ausgelotet. Dennoch sind damit sein Ausgangspunkt und Wesenskern benannt.

Die meisten zwischen Bellinzona und Schaffhausen geborenen Künstler*innen sind den Destillierern zuzurechnen, das heißt jenen beharrlichen, zeitlebens mit einer Sache, mit einem Thema Befassten. Bei Netzhammer, Jahrgang 1970, ist es die Zeichnung als digital am Computer generierte Form. Schon mit dieser Setzung ist der Strich, dem eine individuelle Geste, ein Stilistisches innewohnt, eliminiert. Zudem kennen Netzhammers Figurationen keine Schraffur. Alles Malerische ist getilgt. Das mag spröde und hermetisch anmuten. Netzhammer hat jedoch nach seinem Abschluss an der Zürcher Hochschule für Gestaltung 1995 sein eigensinniges Bild- und Erzählrepertoire ohne falsche Versprechen beeindruckend entfaltet. So vertrat er die Schweiz 2007 auf der Venedig Biennale, hatte Ausstellungen in Zürich, Bern, München und Frankfurt, in Kiew, in Shanghai auch in China, auf Tasmanien und im März im renommierten Utsunomiya Museum of Art nördlich von Tokyo. Das erlaubt ihm den kommerziellen Kunstmarkt zu ignorieren.

Wie in Netzhammers animierten Filmen, in denen sich aus einer Form die nächste ergibt, transformierte sich das Form- und Ausdrucksrepertoire über die Jahre so vielfältig und stark, dass nun mit selbstverständlicher Leichtigkeit die Aufgabe gemeistert werden konnte, die sieben Erdgeschosssäle des Solothurner Kunstmuseums mit gänzlich neuen Arbeiten in einem durchgängigen Narrativ zu füllen, das private Obsessionen, existenzielle und politische Fragestellungen mit…

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