MICHAEL HÜBL
(In Search of) The Perfect Lover
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 15.3. – 11.5.2003
Auf der Suche nach dem perfekten Liebhaber begegnet man Sigmund Freud und Jean Baudrillard, der Hl. Therese und Michel Houellebecq. Zumindest indirekt. Und vielleicht auch nur, wenn man der Ausstellung (In Search of) The Perfect Lover in der Kunsthalle Baden-Baden folgt. Rund 300 Arbeiten von Louise Bourgeois, Marlene Dumas, Paul McCarthy und Raymond Pettibon hat man dort zusammengebracht. Die Exponate stammen aus der Sammlung Hauser und Wirth in St. Gallen und sind fast ausnahmslos Zeichnungen. “Zeichnen bedeutet die Berührung einer Oberfläche, vergleichbar der Berührung der menschlichen Haut, und so ist dem “Gedankenmedium” Zeichnung trotz seiner Flüchtigkeit etwas sehr Körperliches eigen”1, erklären Michaela Unterdörfer, St. Gallen, und Matthias Winzen, Baden-Baden, zu der gemeinsam konzipierten Präsentation. Und weil die Assoziationsstränge vom Taktilen zum Tätscheln, vom Strich zum Streicheln kurz sind, haben die Blätter und Objekte allesamt mit Sexualität oder ihren Surrogaten zu tun.
Bei Marlene Dumas verweisen sie zunächst einmal auf Gian Lorenzo Bernini, zumal die Aquarelle der Künstlerin fast wie auf einer Stasis und wie in einem Andachtsraum präsentiert werden. Berninis “Verzückung der hl. Therese” (1644-52) in der Cornaro-Kapelle der Kirche S. Maria della Vittoria in Rom ist ein Meisterwerk der Doppeldeutigkeit. Der Bildhauer, Architekt und Maler hat die “Unio mystica”, die seelische Vereinigung mit Christus, als barocke Orgie schwellenden Textils und erregten Gefältels durchmodelliert – bis hin zur Klimax im entzückten, lichtumflorten Blick der Heiligen, der einer gewissen Ambivalenz durchaus nicht entbehrt. Doch so ungewöhnlich sich diese Durchmischung eines…