Israel
Ruth Patir
(M)OTHERLAND
Kommissare: Michael Gov und Arad Turgeman
Kuratorinnen: Mira Lapidot und Tamar Margalit Ort: Giardini
In den Social Media erklärte Ruth Patir, sie sei im Vorfeld der Biennale immer mehr zum Gegenstand der Nachrichten geworden, während der Moment nicht geeignet sei, um Kunst als solche für sich wirken zu lassen: „I have therefore decided that the pavilion will only open when the release of hostages and ceasefire agreement happens.“ Den massiven Aufrufen zur Absage der Schau begegnet Patir mit physischer Einschränkung des Zugangs zur Kunst; einer Barriere, die, was hinter ihr liegt, ausschnitthaft sichtbar, doch auf Abstand hält. Ihr durch das Fenster zu sehendes Video Keening zeigt eine Prozession weiblicher Gestalten durch die Stadt. Modelliert sind sie nach rituell gedeuteten kanaanitischen „Fruchtbarkeitsgöttinnen“, deren ursprünglicher Verwendungskontext aber unbekannt ist – ähnlich wie auch die Körper lebendiger Frauen oft Projektionsflächen wechselnder Forschungs- und Nutzungsinteressen anderer sind.
Besonders bei hellem Sonnenlicht ist es unmöglich, den Protest- und Trauerzug ohne die Reflexionen uniformierter Soldat*innen in der Scheibe zu sehen. Auch Besuchende spiegeln sich. Ihre Körper überlagern jene der oft nur bis zur Hüfte gezeigten Figurinen, sodass es den Anschein hat, als seien diesen Beine gewachsen. Während sich die Oberkörper in der Gruppe bewegen, bleiben unsere Beine still. Ein Widerstreit zwischen Vorankommen und Stagnation scheint für den Moment unseres Verharrens im Betrachten auf. In vielen, teils für den Pavillon neu entstandenen, doch unzugänglichen Arbeiten Patirs werden Ausgrabungsstücke mittels Motion Capture zum Leben erweckt. Dabei ist zentral, wessen aufgezeichnete Bewegungen die Statuetten aktivieren. So arbeitete…