Litauen
Robertas Narkus
GUT FEELING
Kommissar: Kęstutis Kuizinas Kuratorin: Neringa Bumblienė Ort: Castello 3200 und 3206, Campo de le Gate
Wenn der Küchenchef lässig in der Wanne fläzend Algen aus dem Badewasser fischt, liegt die Vermutung nahe, dass etwas mit dem Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wie ein Testimonial des Pavillons begrüßt der in Kopenhagen wirkende Starkoch und Co-Autor eines Fermentations-Bestsellers David Zilber uns am Eingang der Installation in einer surrealen Videobotschaft. Thema von Robertas Narkus’ Gut Feeling ist das mittlerweile globale Vorkommen der Wakame-Alge, die sich, befördert durch internationale Schifffahrt, invasiv verbreitet. Wenn die ursprünglich an den Küsten Südostasiens beheimatete Alge in unseren Küchen so beliebt ist, so die künstlerische Überlegung, könnte man dann nicht versuchen, dieselbe Algenspezies, wie sie in der Lagune von Venedig aufgrund der schlechten Wasserqualität in kontaminierter Form vorkommt, durch Fermentation zu einem genießbaren und gewinnbringenden Produkt aufzubereiten? Kapitalistischer Unternehmergeist und ökologisches Engagement könnten so auf vortreffliche Weise ineinandergreifen – und letztlich Diskussionen über die Ursachen der Probleme erübrigen, die wir mittels Engineering zu lösen suchen.
Um diese findige Start-up-Idee zu präsentieren, hat das litauische Team zwei einander gegenüberliegende Ladenlokale gekauft und zu einer Produk-tions- und Verpackungsstätte auf der einen, einem Büro- und Verkaufsraum auf der anderen Seite der Gasse eingerichtet. Der „Shop“ hängt voll mit fröhlich entleerten, an Gesichter ausgebrannten Verkaufspersonals erinnernden Visuals, die Narkus aus grafischen Presets in Word- oder Excel-Dateien gebaut hat. Nebenan zirkulieren die abgefüllten Dosen – man denkt spontan an Piero Manzonis Merda d’artista – wie in Trance auf einem…