»Man muß uns nur endlich beginnen lassen …«
Dirk Schwarze sprach mit René Block über sein Ausstellungsprogramm für das Museum Fridericianum in Kassel
D.Sch.: Ihr Ausstellungsprogramm für das Museum Fridericianum haben Sie unter das Motto “Peripherie” gestellt. Hat das auch damit zu tun, daß Kassel an der Peripherie des Kunstbetriebes liegt?
R.B.: Nein.
Und was hat Sie in die Randzone des Kunstbetriebes gelockt?
Das Phänomen, daß diese Randzone alle fünf Jahre Mittelpunkt des Kunstbetriebes ist. Mit dem Museum Fridericianum verfügt die Stadt Kassel über eine Kunsthalle von großem Raum und von großer Aura. Das Gebäude ist zweihundert Jahre alt und wurde als erstes öffentliches Museum auf dem Kontinent errichtet. Also nicht als höfische Privatsammlung, sondern für die Bürger Kassels und Nordhessens. Diese demokratische Vergangenheit wurde dann 1955 von Arnold Bode aufgegriffen und mit neuen Inhalten gefüllt. Daraus hat sich in weniger als zwanzig Jahren die weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die documenta, entwickelt. Das prägt natürlich den Geist dieses Hauses, das ist physisch spürbar. Ich jedenfalls höre immer noch das Geräusch das drei Motoren aus der “Honigpumpe am Arbeitsplatz”, die Beuys hier 1977 installierte, beim Betreten der Rotunde. Wenn sich ein Haus also nach zwanzig Jahren vom symbolischen zum wirklichen Arbeitsplatz anbietet, dann ist das doch Versuchung und auch Verpflichtung.
Wirkt der Geist der documenta also stärker, als viele in Kassel vermuten?
Ich habe in der Tat das Gefühl gewonnen, daß nur sehr wenige Kasseler Bürger die internationale Bedeutung dieses Gebäudes für die zeitgenössische Kunst erkannt haben und daraus auch Konsequenzen ziehen würden. Ob Australien, Korea,…