60. Venedig Biennale: Gespräche
Massimo Bartolini
Ein Ort zur Selbstfindung
Sabine B. Vogel: Mitten in dem riesigen, nahezu leeren Raum sitzt ein Buddha – warum?
Massimo Bartolini: Das ist kein Buddha, sondern Bodhisattva. Es ist ein Gott, der nichts tut. Er handelt nicht, er reflektiert. Eigentlich ist es auch kein Gott, das wollte er nie. Er ist eher ein Lehrer. Er ist eine Grenzfigur, die für Untätigkeit und Nichtbewegung steht, die tiefes Einfühlungsvermögen gegenüber anderen zeigt.
Warum sind die beiden Wände daneben grün und lila eingefärbt?
Die Farben sind mit Musiknoten verbunden – es gibt für diese Zuordnungen keine empirische Evidenz. Aber viele Wissenschaftler, beginnend mit Newton, haben immer wieder Musik und Farben zusammengebracht. Das ist zwar zufällig, aber ich mag den Versuch.
Der zweite Raum ist verglichen mit dem ersten gut angefüllt, warum?
Der Raum wirkt voll, ist aber voller Freiflächen. Es ist wie ein Wald – Wälder sind merkwürdige Orte! Man weiß nicht, ob ein Wald offen und geschlossen ist. Es gibt viel Platz und doch ist alles voll mit Pflanzen. Hier in der Mitte ist ein Platz zum Sitzen, wo man hypnotisiert werden kann (lacht) … eine Art Feuerplatz ohne Feuer, stattdessen mit Wasser – mit nur einer einzigen Welle im Loop. Ein Ort, wo man zu sich selbst finden kann.
Wie ist dein Beitrag hier mit deinen früheren Werken verbunden?
Es gibt viele Verbindungen. Ich arbeite gerne über den Raum, schaffe etwas, was den Raum verbessert, ihn größer oder anders erscheinen lässt. Und ich arbeite gerne mit…