Michael Sailstorfer
MICHAEL SAILSTORFER: Ich bezeichne mich als Bildhauer. Ich habe Bildhauerei studiert und entstamme einer Steinmetzfamilie. Der Umgang mit verschiedenem Material, das Maßnehmen an Raum und Betrachter sowie die Fragestellung, was Skulptur jetzt sein kann, begleitet mich von Anfang an. Ein gutes Beispiel ist die Arbeit “Herterichstr. 119”, 2001, die ich in meinem zweiten Studienjahr gemacht habe. Zuerst war die Idee. Dann habe ich nach einem Haus in und um München gesucht, dass in naher Zukunft abgerissen wird. Vor dem Abbruch habe ich ein Foto des Hauses in der Herterichstr.119 in München/Solln gemacht. Nach dem Abbruch habe ich das Material des Hauses in unser Klassenatelier in der Kunstakademie transportiert. Aus dem Abbruchmaterial des Hauses habe ich ein Sofa gebaut, das in Farbe und Design ein Abbild/Portrait des Hauses ist. Das Foto des Hauses hängt gerahmt über dem Möbel und ermöglicht eine Zeitlichkeit und Erzählung, was zwischen Haus und Sofa passiert ist.
Sabine B. Vogel: Wie wichtig ist der Ausstellungsort für Ihre Skulpturen?
Der Ausstellungsort ist enorm wichtig, da es immer um die Auseinandersetzung mit dem umgebenden Raum geht. Viele meiner Arbeiten sind für bestimmte Ausstellungsräume und -orte gemacht und tragen diese auch im Titel. Die ersten Arbeiten sind für den Außenraum entstanden, als ich zu Studienzeiten noch nicht die Möglichkeit hatte, in Galerien, Kunstvereinen, Kunsthallen oder dergleichen auszustellen, “Waldputz”, “Sternschnuppe”, “3 ster mit Ausblick”, “Mückenhaus”, “Heimatlied”, “D-IBRB”. Als es mit dem Ausstellen in Galerieräumen anfing, haben sich die Parameter verändert und ich habe dort dann Arbeiten wie “Anna”, “Schlagzeug”, “Zeit ist keine…