Oh brave new world, that has such people in it! ¹
Zeitgenössische Utopien in submarinen Welten
von Angela Krewani
Nach der Ernüchterung der technikbasierten ästhetischen Utopien stellt sich die Frage nach deren Fortbestand im Kontext künstlerischen Schaffens, denn angesichts größerer und kleinerer ökologischer Katastrophen wird deutlich, dass sich das utopische Potential von Technologien erschöpft hat2 und viele technische Medien sich durch kommunikative Verwerfungen auszeichnen.3 Trotzdem sollte die Frage nach dem Verbleib utopischen Potentials im ästhetischen Schaffen gestellt werden, die aktuelle Ausstellungspraxis vermerkt hier einen deutlichen Schwerpunkt auf außereuropäische Kunst wie auch postkoloniale Kritik am westlichen Kunstbetrieb, wie sie sich in den einleitenden Bemerkungen des Katalogs zur diesjährigen Berliner Biennal wiederfinden, die unter dem Titel Der Riss beginnt im Inneren verdrängtes Wissen und Kritik an patriarchalen Positionen eindrucksvoll verbindet.4
Eine Fokussierung kuratorischer Bemühungen lässt Kunstwerke jenseits des Kanons entdecken, dabei scheint es, als formulierten sich Utopien im ästhetisch-sozialen Raum vielfach auf der Basis von „community work“5 und als Praktiken des sozialen und ökologischen Engagements.
Diesen Verschiebungen im Kunstbetrieb korrespondieren Positionen, die sich kritisch mit dem Anthropozän und dessen Diskursen auseinandersetzen. Vor allem der Begriff des ökologischen Denkens konstatiert eine Abkehr vom rational-linearen Denken der Moderne hin zu dynamischen-differenzorientierten Formen,6 die sich unter dem Begriff der Ökologie subsumieren lassen.7 Dieser der Kybernetik und Systemtheorie entnommene Begriff wurde von dem Literaturwissenschaftlicher Hubert Zapf als Dynamik des kulturellen Austausches verstanden. Kulturökologie ist demnach die Wirkweise „innerhalb der Gesamtheit kultureller Diskurse“, und sie dient keineswegs „einer Verbindung und Harmonisierung, sondern gerade des Herausbringens…