MICHAEL HAUFFEN
Olafur Eliasson
“Sonne statt Regen”
Kunstbau, München, 8.3. – 15.6.2003
Die Grundzüge der Installation sind schnell beschrieben: Auf einer der beiden Seitenwände des Kunstbaus erscheinen über die gesamte Fläche von 120 mal 10 Metern auf einer von hinten beleuchteten Membran Farben. Manchmal erstrahlt dabei nur eine einzige Farbe, manchmal breiten sich aber auch verschiedene Farben wellenförmig seitwärts aus. Die Wellen bewegen sich langsam und durchweg mit weichen Übergängen. Die hohe Leuchtkraft, erzeugt von unzähligen Neonröhren, bewirkt, dass der Raum einmal taghell und dann wieder dunkel dämmernd erscheint, und die Stimmungen der Lichtfläche wie ein Resonanzkörper zurückwirft. In diese “Lichtmaschine” taucht man daher ein wie in eine geschlossene Sphäre, eine eigene Welt.
Trotz der großen Mengen an Magenta, Violett, oder knalligen Primärfarben stellt sich spontan das Erlebnis einer Lichtsituation ein, wie man sie aus Naturlandschaften kennt. Man bleibt sich zwar durchaus bewusst, dass dieser Eindruck durch ein, abgesehen von den Dimensionen, einfaches technisches Prinzip ausgelöst wird – das trübt aber diese wunderbar entspannende Empfindung von Weite keineswegs.
Vielleicht steigert es sie sogar noch. Denn das Wissen, dass hier der eigene Körper getäuscht wird, dass die Natur also nicht nur als Lichtphänomen technisch rekonstruiert, sondern auch als Wahrnehmungsorgan überlistet werden kann, sorgt für zusätzliche Emphase.
Allerdings dürfte vor allem letztere auch die Skepsis auf den Plan rufen, die den Einsatz von Technologie heute vor allem dann begleitet, wenn der Respekt vor natürlichen Prozessen (und Umwelten) in Omnipotenzphantasien umzuschlagen droht. Und die Gefahr, dass im Zuge diesbezüglich naiver Entwicklungen irreparable Schäden mit womöglich katastrophalen Ausmaßen die…