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Ausstellungen: Essen/Amsterdam · S. 336 - 337
Ausstellungen: Essen/Amsterdam , 1990

Dieter Daniels
Paul Garrin – Videotapes 1985 – 1989

Rainer Ganahl – »Virtue in Objects«

Folkwang-Museum, 21.9.-15.10.1989

Paul Garrin wurde zunächst bekannt als Assistent von Nam June Paik, dessen sämtliche Bänder er seit 1983 schneidet. Für Paik zu arbeiten, war für ihn zweifellos eine grosse Chance, und, laut seiner eigenen Aussage, war die Mercer Street 110, wo Paik und Shigeko Kubota wohnen, für Garrin sein zweites Elternhaus. Allerdings, für Garrins eigene Laufbahn als Künstler ist eine solch prominente Vorbelastung nicht unproblematisch. Paik dazu: “Alle sagen, Paul kopiert mich. Dabei bin ich es, der ihn kopiert.” Sieht man Paiks Bänder der letzten Jahre, die alle von Garrin ihren letzten Schliff mit Special-Effects bekommen haben, und vergleicht sie mit Garrins eigenen Arbeiten, so weiss man, dass Paik hier kein Understatement betreibt.

Mittlerweile hat Garrin allerdings in den USA durch einen medienpolitischen Vorfall seine eigene landesweite Prominenz erreicht. Garrin wohnt in einem der sozialen Krisengebiete New Yorks, dem East Village, wo sich seit ein paar Jahren Avantgarde-Galerien der Trümmerlandschaft als Staffage für ihre weissen, hell erleuchteten Schau-Räume bedienen und so die Verdrängung der ehemaligen Unterschicht-Bevölkerung durch das Spekulantentum gewollt oder ungewollt fördern. Garrin selbst zählt dabei zweifellos eher zu denen, die verdrängt werden, als zu denen, die hineindrängen. Ausgelöst durch diese sozialen Unruhen, kommt es am 7. August 1988 am Tompkins-Square zu einer Schlägerei zwischen Polizei und Bevölkerung. Garrin, mittendrin mit seiner Video-Kamera, filmt die Geschehnisse vom Dach eines geparkten Autos aus – bis ihn die Polizei dort erspäht, mit Gewalt runterholt und ihm eine Tracht Prügel…


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