Annelie Pohlen
Simon Denny
»New Management«
Portikus, Frankfurt, 12.7. – 7.9.2014
Manche Ereignisse faszinieren derart, dass man sie gerne für Fantasiegeburten halten möchte. Und das, wiewohl jederzeit und überall die letzten Pegelstände der kapitalistischen Parallelwelt zur Verfügung stehen. “New Management”, eine dreitägige Konferenz in Frankfurt am Main im Jahre 1993, ist so ein Fall. Der Schauplatz – die in erholsamer Parklandschaft gelegene Luxusherberge Kempinski Frankfurt Gravenbruch. Der Veranstalter – Samsung, genau genommen Lee Kun-hee, Chairman der Samsung Gruppe. Der stellt dort einer aus der ganzen Welt eingeflogenen Führungscrew seine seit Beginn der 90er Jahre entwickelte Managementphilosophie vor. Frankfurt also als Drehkreuz für die mit neuer Energie geladene Eroberung des globalen Marktes durch einen Konzern, dessen Kraftspiele schon zu diesem Zeitpunkt manchen nach Marktführerschaft strebenden Westplayer das Fürchten lehren konnte. Der Grundstein des 1938 von Lee Byung-chull gegründeten Unternehmens – ein Lebensmittelladen. „Drei Sterne“, so die deutsche Übersetzung, steht für die drei Söhne des Firmengründers. Nummer drei, Lee Kun-hee, baut das Unternehmen in kürzester Zeit zu einem weltweit operierenden Gemischtwarenkonzern aus, der so gut wie nichts an Tätigkeitsfeldern im Wirtschaftskreislauf auslässt. Elektronik, Industrieanlagen, Waffen, Bauindustrie, Petrochemie, Finanzen, Tourismus, Versicherungen zählen dazu – und natürlich die möglichst enge Anbindung an die politische Macht. Die 1969 gegründete Tochter Samsung Electronics entwickelt sich alsbald zum treibenden Motor – und Lee Kun-hee, trotz allerhand wirtschaftlicher und juristischer Turbulenzen bis in die jüngste Vergangenheit immer an der Spitze der Elektroniksparte, erkennt noch vor der legendären Asienkrise Ende der 90er Jahre die Schwachstellen dieses alles fressenden Wirtschaftsmolochs. Er…