Yang Jiechang
Die Republik eines Individuums
1956 in Foshan geboren, Maler, Zeichner, Video-, Performance- und Installationskünstler, erlernte Yang Jiechang zunächst ganz klassische Kalligrafie und Tuschmalerei an der Kunstakademie von Kanton, wo er im Anschluss von 1982–1988 lehrte. Seinen ersten großen Auftritt im Westen hatte er im Rahmen der legendären, von Jean-Hubert Martin kuratierten Ausstellung „Magiciens de la terre“. Ende der achtziger Jahre verlässt er wie viele Künstler seiner Generation China und lebt seitdem in Paris und Heidelberg. Mit ihm traf sich Heinz-Norbert Jocks, um mehr über die Entstehung der für die Shanghai Biennale weiterentwickelte Arbeit zu erfahren.
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Heinz-Norbert Jocks: Nun zeigst du hier in Shanghai eine Installation, bestehend aus einem Container und Bildern. Wie heißt die Arbeit überhaupt?
Yang Jiechang: „Republic of Fritz Hansel“ oder auch „individuelle Republik“. Entstanden ist sie 2007 nach einem Besuch in Münster. Dort sah ich die Wand eines Abrisshauses, auf der „Republic of Fritz Hansen“ geschrieben stand. Wie du weißt, ist dies der Name eines dänischen Möbeldesigners, der mich dazu inspirierte, mir eine individuelle Republik vorzustellen, die ich entsprechend „Republic of Fritz Hansel“ taufte. Als ich überlegte, was ich für die Shanghai Biennale machen könnte, dachte ich wohl deshalb an die alte Arbeit von 2007, weil „Reactivation“ und „Republic“ die Unterthemen der Biennale sind. Es reizte mich, diese Arbeit hier im Jahre 2012 zu zeigen, stell dir vor: die Republik eines Individuums installiert im Rahmen der großen chinesischen Volksrepublik. Noch heute wird jedes Individuum in China als eine kleine Schraube im Getriebe der großen Maschinerie gesehen, und ich hege…