Gerät Gabriele Münter-Preis in Vergessenheit?

27. Juli 2021 · Kulturpolitik

Gabriele Münter (1877-1962) erhielt ihre künstlerische Ausbildung 1897 an einer Damenkunstschule, denn Frauen durften sich in Deutschland erst ab 1918/19 an staatlichen Kunstakademien immatrikulieren. Nach ihr ist der Gabriele Münter-Preis benannt. Er wird seit 1994 durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. (BBK), der GEDOK – Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V. und dem Frauenmuseum – Kunst, Kultur, Forschung e.V. ausgelobt. Eine Bewerbung ist ausschließlich Künstlerinnen ab dem 40. Lebensjahr vorbehalten – als Ausgleich für die Benachteiligung, die Frauen im Kunstbetrieb bis heute vielfach hinnehmen müssen. Denn gerade bei Künstlerinnen verläuft die berufliche Biografie und Karriereplanung oft nicht so geradlinig, wie sich das manche so vorstellen. Eine Vielzahl an Wettbewerben hat eine Altersgrenze von 35 oder 40 Jahren. Dann gibt es erst wieder hochdotierte Auszeichnungen für das künstlerische Lebenswerk, sobald der 60. oder 70. Geburtstag zu feiern ist. Ergo: die mittlere Generation zwischen 40 und 60 Jahren hat es am schwersten, Fördermöglichkeiten zu erlangen. Insofern ist der Gabriele Münter-Preis ein wichtiges Korrektiv. Doch die Kunsthistorikerin Barbara Straka rechnet vor, dass die Verleihung nicht so regelmäßig wie ursprünglich angedacht stattfand: 2012 und 2017 trat eine „Lücke im Vergaberhythmus“ ein; jetzt wäre für das Jahr 2021 eigentlich eine erneute Auslobung fällig, doch die wurde von ministerieller Seite „noch…nicht veranlasst“. Unmittelbar vor Bundestagswahlen tut sich bekanntlich in der Politik nicht mehr viel, und so befürchtet nicht nur Barbara Straka, dass „der Gabriele Münter Preis in Vergessenheit gerät und schließlich dieses wichtige Instrumentarium der Förderung und Auszeichnung deutscher Künstlerinnen ganz eingestellt wird!“

Dazu in Band 28 erschienen:


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