Warten
„600 Flüchtlinge täglich werden mittlerweile registriert, danach aber dauert es bis zur eigentlichen Bearbeitung des Falls, und das zu lange“, schreibt der „Tagesspiegel“ über die Situation der Flüchtlinge, die in diesen Wochen Berlin ankommen. Sie harren in „Erstaufnahmeeinrichtungen“ aus, in Wartezelten, in leeren Flughafenhallen oder Turnhallen, die man als Notunterkünfte hergerichtet hat, und dies in wochenlanger Ungewissheit, bis endlich über ihren Asylantrag entschieden ist. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) waren im November 2015 jedenfalls rund 330.000 Anträge zu bearbeiten. Das Warten ist für die Betroffenen deprimierend und zermürbend, vor allem wegen der fehlenden Arbeitsmöglichkeiten für Asylbewerber. Auf der anderen Seite ist bei vielen Instituten des Kunstbetriebs die Bereitschaft groß, sich mit dem Flüchtlingsthema auseinander zu setzen. Deshalb versucht die Künstlerin Martina Geiger-Gerlach nun, diese beiden Bereiche zusammen zu bringen und bietet Museen, Kunstvereinen etc. „eine partizipativen Performance-Reihe zur experimentellen Zusammenarbeit von Asylsuchenden und Kunstinstitutionen“ an. Ihr Projekt „Warten (Work in progress)“ setzt dabei „auf die Präsenz und Schönheit des Einzelnen, auf die gegenseitige Wahrnehmung ohne persönlichen Kontext und auf das Wirken von Raum und Zeit.“ Die bloße Anwesenheit „inmitten der laufenden Ausstellung“ verleiht nach diesem Konzept den Flüchtlingen die Rolle eines Performers oder einer Performerin. Allein durch ihre physische Präsenz kommunizieren sie etwas ihre Situation des Wartens und der Ungewissheit. Weiter heißt es in der Konzeptbeschreibung: „Die Tätigkeit der asylsuchenden PerformerInnen wird mit einer Aufwandsentschädigung von 1,05 €/Std. bezahlt, die flexible Arbeitszeit darf 100 Stunden pro Monat nicht überschreiten (§5 AsylbLG).“ Nun sucht Martina Geiger-Gerlach Kontakt zu großen Ausstellungshäusern, die bereit sind, ihr Konzept aufzugreifen: Info/Kontakt unter www.geiger-gerlach.de