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Gespräche mit Künstler*innen · von Helga Meister · S. 204 - 217
Gespräche mit Künstler*innen ,

Alicja Kwade

Ich beharre darauf, dass die Bildhauerei eine Zukunft hat
Ein Gespräch von Helga Meister

Alicja Kwade zählt zu den international erfolgreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen. Ihr großes Atelier in Berlin-Oberschöneweide neben den Reinbeckhallen hat sie seit 2018. Es ist durchorganisiert, mit Gabelstapler, Steiger und Fahrzeugen. Hier entstanden die Installationen für das Dach des Metropolitan Museums oder die kalifornische Wüste, für Ausstellungen in Europa, Amerika und weltweit. Die Büros werden über schmale, steile Treppen erreicht, wo ein Pulk junger Assistent*innen auf die klaren Direktiven der Chefin wartet. Später wird die Pressesprecherin devot an eine Tür klopfen, hinter der möglicherweise die Künstlerin, Unternehmerin, Managerin und Allround-Organisatorin sitzt oder steht.

Weltweit begehrt sind ihre haushohen Gestelle aus Stahlrahmen, die sie über mehrere Kontinente transportieren lässt und in denen sie die Wechselwirkung von Energie und Materie so ausbalanciert, als negiere sie die Schwerkraft. Ob im Wasser oder im Wüstensand, sie betören durch Schönheit.

Ihre Schaustücke sind jedoch mühsam erarbeitet. Mit „88 Sekunden“ bezeichnete sie 2017 die Zeitspanne, in der sie Hula-Hoop-Reifen aus Edelstahl in neun Zuständen im Raum abwickelte. So wurde ein Ring gedreht und von fünf Kameras von oben und von der Seite gefilmt. Anschließend ließ sie das Ganze im Filmschnittprogramm in Zeitbündeln von jeweils 15 Sekunden einspielen, um die Bewegungen genau aufeinanderzulegen. Über ein 3D-Programm entstand schließlich ein Modell von allen Zeitpunkten in einer Installation, die die tatsächliche Bewegung des Stahlreifens wiedergab. Ein brillanter Versuch, um Zeit im Raum zu präsentieren.

In all ihren Prozessen, Wiederholungen und Spiegelungen führt sie vom realen Raum…


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