Düren
Vera Molnar
Unterbrechungen – Lücken
Leopold-Hoesch-Museum 02.07.–06.11.2022
von Sabine Elsa Müller
Wer sich unter Computerkunst kalte Perfektion vorstellt, würde nie im Leben vermuten, dass die meisten der hier gezeigten Arbeiten von einem Computer gezeichnet bzw. „gemalt“ sind. Die feinen Tuschezeichnungen Vera Molnars scheinen etwas Handschriftliches an sich zu haben, was damit zu tun hat, dass die Ansatzstelle des Tintenstrahldruckers auf dem Papier deutlich als solche zu erkennen und von dem Punkt des Ansetzens mit der von Hand geführten Feder nicht zu unterscheiden ist. Aber der wichtigste Aspekt, der zu dieser für sich einnehmenden berührenden Ausstrahlung der versammelten Arbeiten beiträgt, ist Molnars Verständnis vom Umgang mit Algorithmen und Computersprachen. Feste Regeln schaffen die Grundlage, aber gleichzeitig werden durch eingebaute Zufallsparameter kleine Verschiebungen ausgelöst. Oder wie Vera Molnar sagt, zur Ordnung gehört immer 1 % Unordnung, sonst wird es langweilig. Und Langeweile kommt bei der Vertiefung in die stets sehr subtil aus der Norm gerutschten Mutationen der Ordnungssysteme wahrhaftig nicht auf.
Die eingebauten Fehler erklären die „Unterbrechungen – Lücken“ des Ausstellungstitels, der zurecht auf diese eigenwillige Computerkunst neugierig macht. Vera Molnar, 1924 in Budapest geboren, kam nach dem Studium der Malerei, Kunstgeschichte und Ästhetik in Budapest 1947 nach Paris und dort mit der Konkreten Kunst in Kontakt. Aus dem Experimentieren mit wiederholbaren Situationen scheint der Schritt zur Arbeit mit dem Computer nicht weit, nur dass in dieser frühen Zeit der Zugang zur neuesten Computertechnologie kaum möglich war. 1960 entwickelt Molnar kurzerhand eine eigene „Machine imaginaire“, bei der sie mit einfachen Algorithmen Schritt für Schritt mit…