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Ausstellungen: Erlangen · von Martin Blättner · S. 265 - 267
Ausstellungen: Erlangen ,

Erlangen
Mary Sibande

The Wake
Kunstpalais Erlangen 30.07.– 23.10.2022

von Martin Blättner

Mary Sibandes Werdegang gleicht einer Identitätssuche im heimatlichen Südafrika, die den jüngsten Zeitraum nach Kolonialismus und Apartheid ebenso erfasst wie die Erinnerung an die Vergangenheit zuvor. In verschiedenen Medien behandelt sie gesellschaftskritische Themen, vor allem die Rolle schwarzer Frauen. 2011 vertrat sie Südafrika auf der 45. Biennale in Venedig und ihre Arbeit „Das Purpur soll regieren“, die jetzt auch in Erlangen zu sehen ist, tourte durch ihr Land. Zunächst wird der Betrachter mit der Vergangenheit konfrontiert, mit der blauweißen Hausmädchen-Uniform, die auch ihre Mutter trug – eines der wenigen beruflichen Möglichkeiten zu Zeiten der Apartheid.

Das Alter Ego der Künstlerin, die Protagonistin Sophie, die auch das Hausmädchen darstellt, erinnert zugleich an die Praxis zu Zeiten des Kolonialismus, als ursprünglich afrikanische Namen durch christliche ersetzt wurden (was auch heute noch geschehen soll). Der eigentlich fulminante Auftakt gelingt mit der Installation „Ein umgekehrter Rückschritt: Szene 1“. In einer theatralischen Inszenierung vollführen das blauweiße Dienstmädchen und die „Purpurne Figur“ einen brasilianischen Kampftanz (den Capoeira) mit suggestiv angedeuteter Bewegung. Das Dienstmädchen der Vergangenheit mutiert zur lila Gestalt, zum Aufbegehren der Anti-Apartheid-Bewegung und einer neuen Rollenidentität: freilich fast dämonisch anmutend in einem Gewand aus Tentakeln und Nabelschnüren, begleitet von kuriosen Geschöpfen zwischen Urzellen und Embryonen, auftrumpfend und zugleich wie Laokoon bedrohlich umschlungen.

Eine Anspielung auf den „Purple Rain Protest“ 1989, als die Polizei Demonstranten mit lila Farbe besprühte, um sie zu markieren. Die abstrakten und organischen Formen bedienen den Gruselfaktor ebenso wie Assoziationen an biologische Ursprünge, sie sind…

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von Martin Blättner

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