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Ausstellungen: München · von Annegret Erhard · S. 263 - 264
Ausstellungen: München ,

München
Alter + Ego

ERES-Stiftung 30.06.– 29.10.2022
von Annegret Erhard

Unser Leben läuft grundsätzlich im Vortrieb, wir kennen uns aus, planen, haben alles unter Kontrolle. Und jetzt das. Das Alter. Absolut vorhersehbar, wenn nichts dazwischenkommt. Und doch irritiert der Eintritt in den Lebensabschnitt, in dem es endgültig zwecklos ist, den Tod zu verdrängen. Die Etappe schwindender Perspektiven kommt im Gespann mit körperlicher, auch geistiger Fragilität. Das ist Fakt, doch neigen wir dazu, den Alterungsprozess und schließlich den Tod als ein Phänomen zu betrachten. Dabei ist es ganz einfach und immer gleich: Die Sonne geht langsam unter, die Furcht schleicht sich heran. Idealerweise begegnet man dem mit sanfter Melancholie, mit Gelassenheit (dämliche Kalendersprüche inklusive). Idealerweise.

Doch von jeher beherrschte uns Menschen der Wunsch den Alterungsprozess zu verlangsamen. So ein bisschen in Richtung Unsterblichkeit. Auf diesem Weg sind wir schon recht weit gekommen. Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erreichte die statistische Lebenserwartung ein bisher nie gekanntes Niveau von durchschnittlich 44,8 Jahren bei Männern und 48,3 Jahren bei Frauen. Und ist seitdem unaufhörlich gestiegen. 2010 betrug die Lebenserwartung für Männer 76,85 und für Frauen 82,6 Jahre. Inzwischen gibt es neue Erkenntnisse der Epigenetik, das Unsterblichkeitsgen (Fox 03) ist entdeckt – und wir nehmen den Kampf mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit auf, bedienen uns exzessiv der jeweils neuesten Gesundheitselektronik, optimieren und quantifizieren unsere Lebensspanne, will sagen unser Ego. Und schauen dank kosmetischer und sonstiger Ersatzteiloperationen dabei auch noch gut aus.

Die Münchner ERES-Stiftung bringt Kunst und Kultur mit aktuellen naturwissenschaftlichen Fragestellungen zusammen. Sie präsentiert sich Nietzsche folgend…

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