Jan Schüler
Amanda Lear, die emanzipierte Muse, die mich rettete
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Jan Schüler, 1963 in Gießen geboren, gehört zu jenen gegengängigen Malern, die sich eine in ihren figurativen Bildern wiederfindbare Aufrichtigkeit abverlangen. Dabei erscheinen viele seiner Fiktionen, die von Einsamkeit, Glück, Sehnsucht, Erotik, Identitätssuche und dem Versuch nach Einssein mit der fremden Welt handeln, wie Verkörperungen seines homoerotischen Blicks, der da unterschwellig mitschwingt. Im Grunde halten seine Bilder den unsagbaren Moment an, wo jemand ganz für und bei sich und mitten in der Welt dieser doch entrückt ist. Ja, sie versinnlichen das Trauma der Melancholie derjenigen, die mehr in der Innenwelt ihrer Außenwelt beheimatet sind. Wir spüren, dass dieses alles vertiefende In-Sich-Sein wohl dadurch ausgelöst wurde, dass das Leben nicht als Selbstlauf zu haben, sondern mit unhintergehbaren Fragezeichen versehen ist. Jede dieser menschlichen Figuren, ob männlich oder weiblich, wirkt, als wäre ihr die Schwelle zum Leben von vornherein als Stolperstein eingegeben. Das Selbst erscheint hier nicht als etwas von der Gesellschaft in Form von fixierten Rollen Vorgestanztes, sondern als etwas, was so mühselig wie auf eigene Faust erlangt werden muss. Im Lichte jener Bilder, die den Aspekt des Homoerotischen zum direkten Thema machen, und vor dem Hintergrund des einen Bildes, welches die innige Zärtlichkeit zwischen zwei Männern als eine seltene Sekunde der wahren Empfindung und als schöne, aber fast unerreichbare Möglichkeit der Zweisamkeit auratisieren, dämmert es einem zunächst vage, dann immer deutlicher, und man fragt sich, ob sich die hier anklingende Sensibilität nicht dem widrigen Umstand des Andersseins…