Salomé
Halb Macho, halb Engel
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Salomé, so nennt sich einer jener Maler, die den Hunger nach Bildern zu stillen versuchen. Damit drückt er bereits ein Stück seiner gelebten Exzentrik aus, die für ihn Normalfall des Lebens ist. Seine Karriere begann der 1954 in Karlsruhe geborene Künstler als Performer im Umkreis der Transformer, der bereits damals um das Thema der Selbstdarstellung und der Vorführung privater Obsessionen kreiste. Die Einbeziehung des eigenen Körpers in die Kunst, wie von ihm betrieben, lässt sich nicht als bloße Selbstdarstellung um ihrer selbst Willen abtun. Vielmehr haben wir es mit dem Spiel- und Experimentierfeld eines sich als schwul geouteten Künstlers zu tun, der den unverblümten Blick auf die eigene Lebenswelt wagt und schärft, und zwar so hemmungslos direkt, dass der Betrachter fast zwangsweise zum Voyeur wird. Im Grunde lichtet er seine schwule Lebensform ab.
Alles fing bei ihm mit Selbstbildnissen in selbstgewählten Verkleidungen und Travestien, mit Porträts von Freunden, mit Stilleben und den Requisiten seiner Verkleidungslust an, darunter Schuhe, Kleider, Boas, Hüte, Unterwäsche und Paravents. Die Objekte wurden nicht nur gemalt, sondern auch fabriziert. So auch ein goldener Phallus aus Ton, der als aufgewertetes Symbol lockt. Was Salomé auch tut, es läuft immer auch darauf hinaus, dass er gegen die gesellschaftliche, die zwangsverordnete Identität aufbegehrt. Im Grunde spiegeln seine Werke eine Etappe in der Geschichte der Emanzipation des homoerotischen Blicks wider.
1976 präsentierte er ein Bild von sich als Travestit in Mieder und Strapsen, auf hochhackigen Schuhen und mit kahlem Kopf, von hinten gesehen, und…