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Titel: Zeichen zur Zeit III · von Reinhard Ermen · S. 196 - 199
Titel: Zeichen zur Zeit III , 2010

Reinhard Ermen
Andreas Opiolka

Wären seine Arbeiten nicht so souverän gesetzt, man könnte sich manchmal an gekritzelte Kinderzeichnungen erinnert fühlen, es herrscht in diesem Sinne jedenfalls ein Gestus unvoreingenommener Kreatürlichkeit, der das Erste Mal zu beschwören scheint und dabei mit einem Höchstmaß an Kontrolle übereinkommt. Andreas Opiolka ist Perfektionist, die eigentlichen Vorbereitungen gleichen Versuchsanordnungen. Das Feld, das für die Zeichnung vorgesehen ist, wird sorgfältig bereitet. Opiolka wählt einen Ausschnitt auf dem Papier, den behandelt er zum Beispiel mit Lack, den er dann anschleift, um anschließend eine dünne Schicht Gouachefarbe aufbringen zu können. Das so bereitete Terrain ist passepartoutartig vom Rest des Blattes umgeben. Hier, im Zentrum „passiert“ die Zeichnung, die von Eindrücken, durch Gesehenes und Umgebungen in Bewegung gesetzt wird. Die Anlässe schafft er gelegentlich ganz bewusst, im Sinne der eben angedeuteten Versuchsanordnung begibt er sich etwa auf Reisen mit den dafür vorbereiteten Papieren. Manchmal beschränkt sich das ‚Experiment’ auch auf eine Aufgabe, die im Atelier gelöst wird („Setting“ 2007). Der Ausschnitt auf dem Blatt muss aber nicht immer so intensiv grundiert sein. Der Zeichner nimmt schon mal eine entsprechend große Maske und lässt in dem so definierten Feld die Zeichnung mit verschieden farbigen Kugelschreibern los rennen und an den Spielfeldrand stoßen, der sich dann auf dem Blatt wie eine unsichtbar-sichtbare Grenze bemerkbar macht („Freak Wave 01-40“ 2005). Sooft er davon spricht, dass die Zeichnung „passiert“, so gerne spricht Opiolka vom „Laufen lassen“. Die Wahl der Stifte, das Spiel mit den Stärken und Sorten ist Teil der Aufgabe, die Art und…


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