Reinhard Ermen
Norbert Prangenberg
Was ist das, wo ist das? Eine Antwort wird nicht erwartet. Die Zeichnungen selbst schweigen ohnehin, dass sie diese oder ähnliche Fragen bei den Betrachtern auslösen, liegt an ihrer Unangepasstheit. Es gibt kein System, schon das nächste Blatt kann so anders aussehen, als käme es von einem benachbarten Planeten. Mit jedem Bild macht Norbert Prangenberg ein neues Fenster auf. Trotzdem gibt es so etwas wie ein morphologisches Repertoire, an dem man den Künstler im Zweifelsfalle vielleicht sogar wieder erkennt: Ornamentale, zellulare Strukturen, Kreise, ja Sonne, Mond und Sterne, Zierformen, Wellen oder Voluten. Licht und Linien, Wasserfarbe und Bleistift kommen zusammen oder bleiben für sich. Es ist taghell! Eine fast schon barocke Lust an schönen Kurven ist auszumachen und eine in der Arbeit auskristallisierte Restgeometrie, dargeboten und gefiltert mit einer unglaublichen Diskretion, um nicht zu sagen: Zärtlichkeit! Walter Grasskamp meint womöglich etwas Ähnliches wenn er von einer „situative(n) Handschrift“ spricht, „die jede Eleganz vermeidet.“ Was nicht ausschließt, dass von einigen der schüchternen Gebilde ein magisches Ego ausgehen kann. Das Wort von der Beschwörung drängt sich schon mal auf. Abgesehen von dem natürlichen Assoziationsreichtum, den sie transportieren, kippen diese Bildwelten immer wieder aus ihrer abstrakten Grundhaltung ins Figurale. Oder kommen sie etwa von Da? Auch hier ist eine Antwort nicht unbedingt erkenntnisnotwendig. „Alle meine Sachen passieren aus dem Moment“, sagt Prangenberg: „Der Augenblick der Konzentration ist wichtig, wenn das Ganze dicht wird.“ Es herrscht ein freier, durchaus naiver Geist. Das NAIVE ist hier als echtes Adelsprädikat zu verstehen, als…