Hermann Pfütze
Thomas Demand
»Nationalgalerie«
Neue Nationalgalerie, Berlin,18.9.2009 – 17.1.2010
Ein Achtjähriger, den seine Eltern mit in die Ausstellung genommen hatten, antwortete auf die Frage, wie es war: „Total langweilig, alles aus Pappe, das seh’ ich doch, is’ was für Erwachsene“. In Thomas Demands Bildern ist anscheinend nichts, was Kinder in ihre Welt einbeziehen könnten, was sie freut oder wovor sie sich fürchten. Und dann auch noch aus Pappe, das kennen sie vom Basteln. Kinder, die in diesen menschenleeren und leblosen Szenerien sich wohlfühlen würden oder von ihnen gebannt wären, müssten als gestört gelten. Erwachsene aber empfinden die Verstörung des Leblosen, die von diesen Bildern ausgeht, um so stärker, je mehr sie ahnen oder zu erkennen glauben, was dahinter steckt. Das Fehlende verstört, an ihm hat die vage Erinnerung keine Ruhe. Sie wirken wie Dokumentarfotos von Bühnenbildern, aus denen zwar jeder Hinweis auf die Inszenierung getilgt wurde, aber die Betrachter das Gefühl haben, das Stück gesehen zu haben. Thomas Demands Fotografien beziehen sich motivisch auf Bilder vergangener Ereignisse und verschwundener Orte, aber nicht auf diese selbst. Er baut mit Schere und Leim aus Pappe und Papier nach Fotovorlagen zwar Räume und Dinge meist in Originalgröße nach, vermeidet aber alle Hinweise auf Ereignis und Ort und tilgt jede Spur von Personen. Es sind Bilderinnerungen, keine Erinnerungsbilder. Sie haben keinen dokumentarischen Informationswert, aber weil Fotografien immer etwas abbilden, „generieren sie Realität, erschaffen Wiedererzählungen, erzeugen Ideen und Deutungen der Welt“. So Demand im Gespräch mit Holger Liebs in der Süddeutschen Zeitung vom 16.September 2009. Das…